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Gesundheit in Europa

Lebenserwartung sinkt wieder

Seit 2011 sinkt die Lebenserwartung in Europa – nach Jahrzehnten des Anstiegs. Das liegt vor allem an der Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Länder wie Norwegen oder Dänemark stehen dabei deutlich besser da als etwa Deutschland. Sie haben viel in gesunde Ernährung und Prävention investiert.
Barbara Erbe
27.03.2025  15:30 Uhr

Dass die Menschen in Europa immer älter werden, galt lange Zeit als Binsenweisheit. Schließlich wurde die medizinische Versorgung immer besser, die Ernährung vielfältiger und der allgemeine Lebensstandard stieg. Eine Studie der britischen University of East Anglia zeigt nun, dass sich das Blatt gewendet hat: In den meisten Ländern – auch in Deutschland – geht die Lebenserwartung wieder zurück.

Der Hauptgrund dafür liegt nicht etwa in der Coronapandemie, die 2019 ihren Anfang nahm, sondern in einem signifikanten Anstieg der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, betonen die Autoren der Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift »The Lancet« veröffentlicht wurde. Als hauptsächliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nennt die Studie Bluthochdruck, eine ungesunde Ernährung, einen hohen Cholesterolspiegel sowie Rauchen und Übergewicht.

Deutschland verzeichnete, zusammen mit Griechenland, Italien, Portugal, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, Spanien, Luxemburg und Finnland, die höchsten Rückgänge in der Lebenserwartung. In Europa gebe es zwischen den Ländern erhebliche Unterschiede von bis zu acht Jahren zwischen der höchsten und der niedrigsten Lebenserwartung, heißt es auch in einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Risiken Übergewicht und Bewegungsmangel

Zu den wesentlichen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehörten Übergewicht und Bewegungsmangel, die zudem das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes und auch bestimmte Krebsarten erhöhen, betont Frederike Gramm, Gesundheitswissenschaftlerin bei der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), im Gespräch mit PTA-Forum. Um die Zunahme dieser Leiden zu stoppen, brauche es dringend mehr Prävention, »und zwar nicht nur auf der Ebene des persönlichen Gesundheitsverhaltens der Menschen, sondern auch durch Maßnahmen, die die gesellschaftlichen Lebensverhältnisse gesünder gestalten – das zeigt einmal mehr die aktuelle Studie«.

Diese belegt, dass Länder mit präventiven langfristigen Investitionen – beispielsweise in die Verbesserung der Ernährung – eine höhere Lebenserwartung verzeichnen. So wie Norwegen, dessen Gesundheitssystem Prävention auf allen Ebenen großschreibt. Dazu zählen nicht nur regelmäßige Gesundheitschecks, frühzeitige Diagnosen und groß angelegte Vorsorgeprogramme, sondern auch wirksame Maßnahmen, um Risikofaktoren einzudämmen. So hätten hohe Tabaksteuern, strikte Rauchverbote und intensive Aufklärungskampagnen die Raucherquote in Norwegen drastisch gesenkt, heißt es in der Studie. Zucker- und Fettsteuern wiederum lenkten das Konsumverhalten in eine gesündere Richtung, während staatliche Kampagnen für eine ausgewogene Ernährung werben. Schließlich seien Städte und Arbeitsmodelle darauf ausgerichtet, Bewegung in den Alltag zu integrieren – etwa durch eine fahrradfreundliche Infrastruktur und flexible Arbeitszeiten.

Derlei Maßnahmen fordert DANK auch für Deutschland. Allein die Besteuerung von Lebensmitteln könne das Verbraucherverhalten enorm beeinflussen. In Deutschland seien ungesunde, stark verarbeitete Lebensmittel und Getränke mit hohem Zucker-, Salz- oder Fettgehalt vergleichsweise günstig – trotz Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, den Zucker-, Fett- und Salzgehalt in Lebensmitteln zu reduzieren und den Konsum von gesunden Lebensmitteln zu fördern. »Eine differenzierte Lebensmittelsteuer, die gesunde Lebensmittel preislich attraktiver macht als ungesunde, könnte das Kaufverhalten in eine gesündere Richtung lenken«, sagt Gramm.

Länder wie Dänemark, Ungarn, Finnland und Frankreich hätten solch eine Steuer bereits mit Erfolg eingeführt. Wichtig ist der Gesundheitswissenschaftlerin auch, »dass das Ziel nicht ist, Lebensmittel generell teurer zu machen, sondern vielmehr, die Hersteller dazu zu bewegen, weniger Zucker, Fett oder Salz zu verwenden und ihre Produkte gesünder zu gestalten – und langfristig auch erschwinglicher zu halten. Die gesunde Wahl muss die einfache Wahl sein.« Derzeit machen steigende Lebensmittelmittelpreise gesunde Mahlzeiten für Millionen einkommensschwache Menschen in Europa unerschwinglich – das Phänomen ist unter Fachleuten auch unter dem Begriff der Essenswüste (»food desert«) bekannt.

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