Luftschadstoffe als Atemräuber |
Viele kennen selbst die Folgen von Ozon-Spitzen an heißen, wolkenfreien Sommertagen: tränende, gereizte Augen, Husten oder Kopfschmerzen. Etwa jeder achte bis zehnte Mensch quer durch alle Bevölkerungsgruppen reagiert besonders empfindlich auf Ozon (O3). Als Reizgas hängen die Beschwerden in erster Linie von der Aufenthaltsdauer in der ozonbelasteten Luft ab und betreffen vor allem die Atemwege. Sport im Freien verschärft die Exposition.
Ozon entsteht durch intensive Sonneneinstrahlung aus Sauerstoff mit sogenannten Ozon-Vorläuferstoffen wie NO2, Methan oder flüchtigen organischen Verbindungen. Interessanterweise ist die Ozonbelastung in Innenstädten deutlich geringer. Schuld daran ist Stickstoffmonoxid (NO) aus Autoabgasen. Es reagiert nämlich mit Ozon und senkt so dessen Konzentration.
Auch NO2 ist ein Reizgas. Es zählt zu den sogenannten Stickoxiden oder nitrosen Gasen (NOx), die verschiedene gasförmige Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen zusammenfassen. Sie reagieren mit Wasser als Säurebildner und reizen so vor allem Schleimhäute und provozieren eine Entzündung. Das verstärkt einerseits die Reizwirkung weiterer Luftschadstoffe. Andererseits erleichtert sie die Sensibilisierung durch Allergene oder verschlimmert allergische Symptome. Eine stark belastete Umgebung kann bei Asthmatikern beispielsweise unmittelbar einen Anfall auslösen.
Nitrosegase entstehen typischerweise bei Verbrennungsprozessen wie in Feuerungsanlagen oder Autos. Vor allem der Straßenverkehr gilt in Ballungszentren als die wichtigste NOx-Quelle und führt zu Spitzenkonzentrationen. Demnach überschreiten 20 Prozent der städtischen verkehrsnahen Stationen in Deutschland den Grenzwert, obwohl die Jahresmittelwerte von NO2 seit 1995 sinken. Die Folgen tragen nicht nur Allergiker und Asthmatiker, sondern auch Kinder. So kommt eine Publikation aus dem Jahr 2019 zu dem Schluss, dass jährlich weltweit vier Millionen Kinder durch die NO2-Belastung an Asthma erkranken. Das entspricht etwa 13 Prozent der Gesamtinzidenz.