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Säure-Base-Gleichgewicht und Ernährung
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Macht sauer wirklich krank?

Ausgeklügelte Mechanismen sorgen in unserem Stoffwechsel für das stetige Austarieren zwischen Säuren und Basen. Nach der Theorie des Säure-Basen-Gleichgewichts soll ein Zuviel an säurebildenden Nahrungsmitteln diese Balance auf Dauer stören und dadurch müde, antriebslos und mitunter krank machen. Doch ist das möglich? PTA-Forum klärt auf.
AutorKontaktCornelia Höhn
Datum 17.12.2025  12:00 Uhr

Trotzdem gesund

Auch wenn messbare Einflüsse der Ernährung auf das Säure-Basen-Gefüge im Körper nicht erwiesen sind, ist eine pflanzenbasierte basenreiche Kost natürlich gesund – sie ist antientzündlich, reich an Ballaststoffen, Mineralstoffen, Vitaminen, ungesättigten Fetten und damit durchaus empfehlenswert.

Wer es ganz genau wissen will, welche Lebensmittel säurebildend oder basenüberschüssig sind, dem können die PRAL-Werte zur Orientierung dienen. PRAL steht für Potential Renal Acid Load; der Wert gibt also an, wie viel Säure die Nieren nach dem Verzehr eines Nahrungsmittels ausscheiden müssen. Ermittelt wurden die Werte in den 1990er-Jahren, vornehmlich für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Neben dem Verhältnis des Phosphat-, Protein- und Mineralstoffanteils eines Nahrungsmittels berücksichtigen die Werte auch die in höherem Alter abnehmende glomeruläre Filtrationsrate der Nieren.

Die Ergebnisse einer Erhebungs- und Untersuchungsreihe der DEGS-Studie (Deutscher Erwachsenen-Gesundheitssurvey) legen Zusammenhänge zwischen nutritiver Säurebelastung und Blutdruck beziehungsweise dem Harnsäurespiegel nahe. Demnach könnte eine Ernährung mit niedriger PRAL präventivmedizinisch bedeutsam für Hypertonie und Gicht sein. Andere Untersuchungen ergaben, dass die gezielte Alkalisierung, auch durch das Essen von viel Gemüse und Obst, das Fortschreiten chronischer Nierenerkrankungen verzögern kann.

Lebensmittel PRAL (mEq/100g) für 50-Jährige
Blattspinat -9,7
Kartoffel -5,6
Möhre -5,2
Orange -2,7
Apfel -1,8
Grüne Bohnen - 3,3
Rote-Linsen-Nudeln -1,6
Roggenmischbrot +2,1
Baguette + 4,4
Vollkornreis, gekocht +1,9
Quinoa, gekocht +2,2
Walnüsse +3,5
Haferflocken +7,3
Emmentaler +18,2
Hühnerei + 10,4
Lachs +9,1
Rindersteak +6,5
Pute +10,5
Eine Auswahl an PRAL-Werten für bestimmte Lebensmittel

Wer basenbetont essen möchte, bekommt hier einige Tipps:

  • Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Salat, Kartoffeln, Pilze, Kräuter und Obst gelten als basisch. Sie haben PRAL-Werte mit negativem Vorzeichen.
  • Fleisch, Fisch, Käse, Eier und Quark bringen durch ihren Gehalt an Purinen, Phosphat und schwefelhaltigen Aminosäuren wie Methionin oder Cystein Säuren in den Stoffwechsel ein. Die Nieren scheiden diese als Harnsäure, Phosphat und Sulfat aus. Die Lebensmittel haben positive PRAL-Werte.
  • Beim Verzehr von tierischem Eiweiß lässt sich dessen Säure mit pflanzlichen Basen ausgleichen. Als optimal gilt ein Verhältnis von 20 zu 80. Der Teller darf also mit reichlich Gemüse gefüllt sein.
  • Pflanzliches Protein, beispielweise aus Hülsenfrüchten, enthält weniger schwefelhaltige Aminosäuren als tierische Eiweiße.
  • Trotz teils positiver PRAL-Werte werden Hülsenfrüchte, Nüsse, Saaten, Vollkorn- und Pseudogetreide ausdrücklich empfohlen; in Getreiden ist Phosphat an Phytinsäure gebunden und wird deshalb anders als aus tierischen Produkten kaum resorbiert.
  • Kartoffeln sind eine bevorzugte Sättigungsbeilage, weil sie basisch verstoffwechselt werden.
  • Joghurt, Kefir, Milch oder Buttermilch werden als neutral eingestuft, da sie Eiweiß und Mineralstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis enthalten.
  • Auch Fette und Öle gelten als neutral.
  • Ziel einer basischen Ernährung ist es, mit allen pro Tag verzehrten Lebensmitteln einen negativen PRAL-Wert zu erreichen. Gesunde Nieren können aber einen leichten Säureüberschuss ausscheiden und werden dabei durch das Trinken von ausreichend Wasser unterstützt.
  • Mineralwasser mit einem hohen Gehalt an Calcium und Magnesium oder Gemüsesäfte sind zusätzliche Basenlieferanten.
  • Kräuter- und Grüntee sind Kaffee und Schwarztee vorzuziehen.
  • Auf Zucker, Weißmehl, Fastfood, Softdrinks oder Alkohol sollte weitgehend verzichtet werden.
  • Sport beziehungsweise Bewegung im aeroben Bereich, Stressmanagement sowie das Erlernen von Atemtechniken sollen ebenfalls auf das Basenkonto einzahlen.

Alles in allem stimmen die Prinzipien der basischen Ernährung nahezu überein mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) »Gut essen und trinken«. Wer sich danach richtet, lebt auch ohne große Rechnerei gesund und ausgewogen.

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