Mehrheit der Erwachsenen übergewichtig |
Übergewichtige und Fettleibige sind nach WHO-Angaben in der Pandemie überproportional häufig von den Folgen von Covid-19 betroffen gewesen. Die Betroffenen hätten ein höheres Risiko für Krankenhauseinlieferungen und Todesfälle gezeigt. Und nicht nur das: Vorläufige Daten deuten demnach darauf hin, dass die Fettleibigkeit unter Kindern und Jugendlichen aufgrund der Corona-Pandemie steigt. Das liegt unter anderem an einem veränderten Lebensmittelkonsum und mangelnder körperlicher Aktivität in Lockdown- und Quarantäne-Zeiten.
Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) zählen dem Bericht zufolge zu den Hauptursachen für Behinderungen und Todesfälle in der WHO-Region. Fettleibigkeit steht demnach unter anderem mit 13 verschiedenen Krebsformen im Zusammenhang, in einigen Ländern könnte sie in den kommenden Jahrzehnten gar das Rauchen als Hauptrisikofaktor für Krebs ablösen. Sie könne verschiedene gesundheitliche Folgen mit sich bringen, darunter neben dem Krebs unter anderem auch chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- und Nierenbeschwerden, aber auch mentale Probleme und Rückenschmerzen.
Die WHO empfahl den Entscheidungsträgern und Behörden eine ganze Reihe von Maßnahmen, um der übermäßigen Kilos ihrer Bürgerinnen und Bürger Herr zu werden, etwa bei der Ernährung und Bewegung. Wichtig sei ein umfassender Ansatz, sagte der WHO-Experte Kremlin Wickramasinghe. »Wir haben im Laufe der Zeit gelernt, dass eine einzelne Richtlinie nicht funktioniert. Um als Land oder Region erfolgreich zu sein, brauchen wir ein umfassendes Maßnahmenpaket.« Kein einziges Land sei in der Lage, alles gleichzeitig einzuführen. Für die WHO Europa gelten Menschen ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 als übergewichtig, ab 30 sprechen die Experten von Fettleibigkeit. Der BMI wird aus Körpergröße und -gewicht berechnet.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch warf der Politik angesichts des WHO-Berichts vor, vor der Fastfood-Industrie zu kuschen. »Auch in Deutschland wurde viel zu lang auf einen Kuschelkurs mit der Industrie gesetzt, statt den Dickmachern einen Riegel vorzuschieben«, erklärte Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann. Unter anderem müssten Kindern umfassend vor Werbung für Junkfood geschützt werden. Die Bundesregierung müsse auch die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse streichen und stattdessen die Hersteller von Zuckergetränken zur Kasse bitten.