Migränebehandlung auf dem neuesten Stand |
Die Leitlinienautoren betonen ausdrücklich den Stellenwert von nicht medikamentösen Behandlungen als zweite Säule jeder Migränetherapie. Sehr wichtig sei die Aufklärung über die Erkrankung, sagte Dr. Stefanie Förderreuther, Neurologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Migräne kann mit Ausdauersport, Muskelrelaxation nach Jacobson und Achtsamkeit positiv beeinflusst werden. Relativ neu ist die Stimulation des überreizten Trigeminusnervs mittels Klebeelektroden (Cefaly®), die im Stirnbereich aufgeklebt werden. Dadurch soll dieser beruhigt werden. Laut Leitlinie wirkt die Behandlung bei akuten Migräneattacken, bei täglicher Anwendung über 20 Minuten kann sie zudem zur Prophylaxe eingesetzt werden. Bislang wird das Verfahren nicht von den Krankenkassen erstattet, es ist aber eine Möglichkeit, einem Übergebrauch von Medikamenten entgegenzuwirken.
Digitale Angebote wie Migräne-Apps bieten Unterstützung bei Diagnostik und Therapie der Migräne. Sie funktionieren meist wie ein Kopfschmerztagebuch, ermöglichen also eine Verlaufsdokumentation und Erfolgskontrolle für die Patienten. Oft stellen die Apps zusätzliche Informationen zur Erkrankung und verhaltenstherapeutische Optionen zur Verfügung. Von Vorteil ist, dass sie jederzeit und überall genutzt werden können. Die Mindestkriterien zur Auswahl dieser Apps, insbesondere bezüglich des Datenschutzes, sollten aber immer erfüllt sein, betonte Förderreuther.
Da der Leidensdruck für Migränepatienten oft hoch ist, probieren einige auch interventionelle Verfahren aus. Für diese gibt es allerdings keine Evidenz, und so rät Förderreuther von der chirurgischen Durchtrennung des Musculus currugator (ein Hautmuskel im Bereich der Augenbraue) und dem Verschluss des Foramen ovale, eines kleinen Lochs zwischen den beiden Herzvorhöfen, ab. Zudem sei die Behandlung der Migräne mit Homöopathie, Nahrungsergänzungsmitteln, Probiotika oder speziellen Diäten zur Elimination von Allergenen nicht wirksam.