Mit den Mücken kommen die Viren |
Noch nicht in Deutschland etabliert ist das Dengue-Virus. 2019, vor der coronabedingten Einschränkung des Reiseverkehrs, hat eine Rekordzahl von annähernd 1200 Reisenden das Virus hierzulande eingeschleppt. »Mit seinen jährlich bis 400 Millionen Infizierten, von denen bis zu 400.000 Menschen sterben, gehört das Dengue-Fieber zu der sich am schnellsten ausbreitenden Infektionskrankheit. Derzeit ist Südostasien der Fokus, in 30 Jahren werden vermehrt der Südosten der USA, China und Japan betroffen sein. Seit 2010 beobachten wir auch in Südeuropa autochthone Übertragungen in den Sommermonaten«, so Schmidt-Chanasit. Er hält es für möglich, dass es in naher Zukunft auch in Deutschland zu kleineren Ausbrüchen kommen könnte.
Der Verlauf ist bei einer ersten Dengue-Infektion meist unkompliziert, auch wenn es in manchen Fällen zu hohem Fieber, heftigen Knochen- und Gelenkschmerzen kommen kann. Im Englischen ist deshalb auch die Bezeichnung »break bone fever« geläufig. Eine zweite Infektion kann hingegen äußerst heimtückisch verlaufen: Wenn es nämlich zum Phänomen kommt, dass die Antikörper, die nach der ersten Infektion gebildet wurden, paradoxerweise dem neuerlichen Virus den Eintritt in die Wirtszellen erleichtern – was einen Zytokinsturm und in der Folge einen hämorrhagischen Verlauf wahrscheinlich macht.
Mit Dengvaxia® gab es bereits seit 2018 einen Dengue-Impfstoff, allerdings nur für Menschen, die bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben und in einem Endemiegebiet leben. Qdenga® ist nun seit einem halben Jahr der erste Reiseimpfstoff zur Prävention von Dengue-Fieber. Der neue tetravalente abgeschwächte Lebendimpfstoff darf unabhängig von einer früheren Dengue-Exposition ab einem Alter von vier Jahren zum Einsatz kommen. Schmidt-Chanasit wies jedoch darauf hin, dass »seine Wirksamkeit über einen Zeitraum von drei Jahren abnimmt. Eine Boosterimpfung könnte dem entgegenwirken. Eine STIKO-Impfempfehlung für Reisende in Dengue-Endemiegebiete gibt es bislang noch nicht, wird aber in den nächsten Monaten erwartet«. Auch von neuen Methoden der Stechmücken-Kontrolle wie dem Einsatz von Wolbachia-infizierten Gelbfiebermücken, in denen sich Dengue-Viren praktisch nicht vermehren, erhofft sich der Experte Erfolge der Eindämmung.