Mundhygiene ernst nehmen |
Studien zeigen, dass Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen eine schlechtere Mundhygiene, mehr Zahnstein und mehr erkrankte Zähne haben als Menschen ohne Atemwegserkrankungen. Besonders stark in den Fokus der Wissenschaft gerückt ist der Zusammenhang zwischen Parodontitis und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Wissenschaftler der University of New York konnten in einer Studie mit knapp 14.000 Teilnehmern nachweisen, dass der Zahnhalteapparat von COPD-Patienten früher Defizite aufweist als der von gesunden Studienteilnehmern. Umgekehrt scheinen Menschen mit überdurchschnittlich frühem Verlust der Zahnhaftung eher dazu zu neigen, an COPD zu erkranken.
Unklar ist noch, ob die Parodontitis ein Risikofaktor für die Entstehung einer COPD ist oder sie lediglich gemeinsame Risikofaktoren teilen. So sind beide Erkrankungen zum Beispiel eng mit dem Konsum von Nikotin gekoppelt. Auffällig ist jedoch auch, dass sich beide Erkrankungen durch chronische Verläufe mit rezidivierenden akuten Entzündungsschüben auszeichnen und diese zeitlich gekoppelt auftreten. Einige Wissenschaftler vermuten deshalb, dass COPD-Schübe durch die Aspiration von Bakterien aus den entzündeten Zahnfleischtaschen ausgelöst werden. Dafür spricht auch, dass es erste Hinweise gibt, dass eine Parodontitis-Therapie die Anzahl der COPD-Schübe reduzieren kann. Diese Phase mit deutlicher Verschlechterung der Lungenfunktion erleben COPD-Patienten durchschnittlich bis zu dreimal pro Jahr. In einer kleinen Studie konnte die Anzahl der Schübe unter Parodontitis-Therapie auf zweimal Jahr reduziert werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) rät COPD-Patienten bereits schon jetzt, auf eine gute Zahnhygiene – mit täglichem Zähneputzen, der Verwendung von Zahnseide und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt – zu achten. Ähnliches gilt auch für Asthmatiker. Sie leiden aufgrund der Behandlung häufiger unter Mundtrockenheit und einer Veränderung der Mundflora als gesunde Menschen. Pathogene Bakterien können sich leichter vermehren und typische Folgeerkrankungen wie Mundgeruch, Karies und Parodontitis verursachen. Gleichzeitig konnten brasilianische Wissenschaftler nachweisen, dass Menschen mit Parodontitis ein dreimal höheres Risiko für schweres Asthma haben als Menschen ohne Parodontitis. Neben einer guten Mundhygiene raten die Forscher dazu, ausreichend Wasser zu trinken. Dieses könne vor Mundtrockenheit nach dem Inhalieren eines Asthmasprays schützen. Besonders effektiv sei zudem das Zähneputzen nach der Inhalation von Glucocorticoid-Zubereitungen.