Mythos Männerschnupfen? |
Es stellt sich die Frage, warum es überhaupt so eingerichtet sein soll, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf Infektionserreger reagieren. Je höher der Testosteron-Spiegel ist, desto »männlicher« ein Mann also ist, desto schlechter scheint er mit Krankheitserregern fertig zu werden. Evolutionär gesehen könnte das allerdings ein Schutzmechanismus sein, um einen sehr aktiven und stets kampfbereiten Mann bei einem Infekt zu einer wirklichen Pause zu zwingen. Eine andere Erklärung sieht im Männerschnupfen hauptsächlich ein soziokulturelles Phänomen. Männer wollen Zuwendung und Mitleid bekommen, sich verwöhnen lassen und dadurch etwas Positives aus der Krankheit herausziehen. Die, die normalerweise immer stark sein sollen, dürfen dann mal Schwäche zeigen. Frauen hingegen sind mehr an Schmerzen gewöhnt und trainiert im Umgang damit. Sie haben einmal im Monat ihre Regelblutung und müssen stundenlange Schmerzen bei einer Geburt aushalten können.
Möglicherweise ist es auch eine Frage der Definition, ob es die Männergrippe gibt oder nicht. Bejaht werden kann, dass Männer häufig einen höheren Leidensdruck berichten. Dass sie tatsächlich schwerer erkranken, ist weniger gut belegt. Letzten Endes sollte bei der Behandlung sowieso immer der individuelle Patient mit seinem persönlichen Leidensdruck und seinen Symptomen im Fokus stehen. Überholte Geschlechterrollen oder Klischees sind da zweitrangig. Generell gilt unabhängig vom Geschlecht, dass bei einer Erkältung vor allem Geduld gefragt ist. Nach einer Woche haben die meisten Patienten das Schlimmste überstanden.