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Mann, Frau und Schnupfen

Mythos Männerschnupfen?

Studien weisen darauf hin, dass Erkältungs- und Grippeviren Männer tatsächlich mehr mitnehmen könnten als Frauen. Den Begriff »Männergrippe« gibt es sogar im Englischen.  Die Ergebnisse sind jedoch nicht einheitlich.
Nicole Schuster
04.01.2024  08:00 Uhr

Estrogen stärkt

In Tierversuchen haben Forscher stärkere Immunreaktionen bei weiblichen Mäusen als bei männlichen beobachtet. Das führte zu der Hypothese, dass geschlechtsabhängige Hormone die Immunabwehr beeinflussen. Unter Einwirkung des weiblichen Sexualhormons Estrogen konnten sich in Versuchen die spezifischen Immunzellen stärker vermehren. Testosteron hingegen fuhr die Immunreaktion eher herunter. Das männliche Geschlechtshormon führt vermutlich dazu, dass Infektionen weniger entzündlich verlaufen und die Krankheitsabwehr länger dauert. Symptome können sich stärker ausbilden und persistieren.

Die Hypothese konnte auch in Untersuchungen am Menschen bestätigt werden. Ein Forscherteam aus Australien wollte 2010 wissen, ob und wie sich die Immunreaktion auf Rhinoviren je nach Geschlecht und Alter verändert. Für die Studie schlossen sie 63 gesunde Personen ein. Bei Frauen fanden sie vor der Menopause eine stärkere adaptive Immunantwort als bei Männern und älteren Menschen beider Geschlechter. Das legt nahe, dass weibliche Hormone, die vor allem vor der Menopause ausgeschüttet werden, Frauen befähigen, Infektionen schneller zu bekämpfen. Dieser Schutz geht jedoch nach der Menopause, wenn Frauen auch nicht mehr gebärfähig sind, verloren. 

Ins Bild passt, dass die Influenzaimpfung bei Frauen tendenziell mehr lokale und systemische Reaktionen auslöst als bei Männern und sie eine stärkere Antikörperreaktion ausbilden. Weiterhin wurde beobachtet, dass je höher die Testosteron-Werte sind, desto geringer die Antikörperreaktion beim männlichen Geschlecht ausfällt. Männer könnten daher ein höheres Risiko für schwerwiegendere Symptome trotz Impfung haben als Frauen.

Testosteron hemmt

Estrogen scheint die Immunabwehr also eher zu fördern, während Testosteron sie hemmt. Allerdings ist unklar, ob dieser vor allem in In-vitro-Studien nachgewiesene Effekt klinisch relevant ist oder allenfalls zu marginalen Unterschieden führt. Forscher aus Innsbruck prüften 2022 in ihrer Studie »Man flu is not a thing«, ob es tatsächliche Unterschiede in der Krankheitsschwere bei Männern und Frauen bei einer Erkältung gibt. Das Team führte Datenanalysen aus dem Placeboarm einer prospektiven, interventionellen klinischen Phase-IV-Studie durch, um die Symptomschwere einer akuten Rhinosinusitis bei den Teilnehmern beider Geschlechter zu bestimmen. Sie prüften dabei auch, wie sehr die Personen angaben, unter den Krankheitsanzeichen zu leiden. Im patientenberichteten Symptomscore zeigten Frauen zu Studienbeginn eine signifikant höhere Symptombelastung, aber auch eine deutlich schnellere subjektive Besserung als Männer. Das bezog sich jedoch nur auf die emotionalen Aspekte der Erkrankung. Es wurde kein Geschlechtereffekt für nasale oder otologische Symptome oder Schlafstörungen festgestellt.

Um die Existenz des Männerschnupfens zu belegen, wird oft auf eine Studie aus 2009 verwiesen. Wissenschaftler untersuchten damals allerdings nur in einem Tiermodell Geschlechterunterschiede in der angeborenen Immunität gegen eine Infektion mit Listeria monocytogenes. Dabei ging es um die Wirkung der Geschlechtshormone auf Caspase 12. Caspasen sind Proteasen, die an Apoptose und Entzündungskaskaden beteiligt sind. Die Aktivität der Caspase-12 wird durch Estrogen gehemmt. Dadurch verstärkt sich die Entzündungsreaktion auf bakterielle Krankheitserreger. Diese Estrogen-vermittelte Hemmung kann Frauen besser vor Infektionen schützen als Männer. Zu beachten ist, dass es hier um eine bakterielle Infektion und keine viral bedingte Erkältung oder Grippe ging und der Versuch lediglich am Tiermodell erfolgte.

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