Parkinson ist nicht gleich Parkinson |
Dieser Mangel an Dopamin entsteht durch den langsamen, steten Verlust von dopaminergen Nervenzellen (Neurodegeneration) in der Substantia nigra des Gehirns; diese stellen den Neurotransmitter Dopamin her. Sein Fehlen verursacht die typischen Beschwerden der Parkinson-Krankheit. Der Auslöser für das Zellsterben ist noch unbekannt und ein Zusammenspiel vererbbarer und anderer Faktoren wird vermutet, darunter die langjährige Exposition von Pestiziden und Insektiziden sowie Gehirnerschütterungen.
Eine Hypothese lautet, dass das Protein α-Synuclein bei diesem Prozess eine wichtige Rolle spielt. Warum, ist noch unbekannt, aber das Eiweiß verklumpt faserig nach und nach, vermutlich zuerst im Riechnerv oder in den Nervenzellen des Magen-Darm-Traktes, was die Zellen absterben lässt. Dieser Prozess breitet sich dann langsam bis ins Gehirn in die Substantia nigra zu den dopaminergen Nervenzellen aus. Die Frühsymptome Riechstörung und chronische Verstopfung stützen die Hypothese.
Wenn die Diagnose Parkinson aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit gestellt wird, seien meist schon mehr als die Hälfte der dopaminproduzierenden Zellen abgestorben, heißt es in der aktuellen Parkinson-Leitlinie. Daher arbeiten Trenkwalder und Kollegen mit Nachdruck an der Früherkennung der Parkinson-Krankheit – Ziel ist, Auslöser und Ursache der Erkrankung besser zu verstehen, diagnostische Biomarker und letztlich den Verlauf stoppende oder gar heilende Wirkstoffe zu finden. Denn diese gibt es bisher nicht.
Eine Frühtestung auf eine Riechstörung ist derzeit jedoch ein zweischneidiges Schwert: Will man wissen, dass in 20 oder 30 Jahren eine Parkinson-Krankheit auftreten könnte, wenn es aktuell keine Chance auf Heilung gibt? Zudem: Nicht jeder Riechstörung liegt eine Parkinson-Erkrankung zugrunde und selbst wenn, muss sich die Erkrankung nicht zwangsläufig manifestieren. Auf der anderen Seite: Bewegung und gesunde Ernährung scheinen sich in jedem Stadium des Lebens auszuzahlen, ob präventiv oder erkrankt – wer frühzeitig sein Parkinson-Risiko kennt, kann aktiv versuchen, dem gegenzusteuern.
Das gilt auch, wenn die motorischen Symptome bereits erkennbar sind. »Regelmäßiges Kraft- und Ausdauertraining helfen, dass die Auswirkungen durch die Krankheit nicht ganz so stark sind und der Betroffene lange gut beweglich bleibt«, sagt Trenkwalder aus Erfahrung. Die medizinische Empfehlung habe sich im vergangenen Jahrzehnt von Schonung zu Aktivität gewendet, berichtet sie. Experten empfehlen zudem eine pflanzenbasierte Ernährung mit einem nur geringen Anteil an Milch und Milchprodukten, da vor allem fettarme Milch das Erkrankungsrisiko erhöht. Warum, ist unklar.
In Deutschland gibt es rund 400.000 Menschen mit einer Parkinson-Diagnose. 5 Prozent aller Betroffenen erkranken vor dem 50. Lebensjahr, die meisten im Alter zwischen 60 und 65 Jahren. Unbekannt ist auch, weshalb Männer häufiger betroffen sind als Frauen.