Phytos für Magen und Darm |
Indische Flohsamenschalen (Plantago ovata) sind ein bewährtes Mittel zur Behandlung von Verstopfungen, zum Beispiel beim Reizdarmsyndrom vom obstipativen Typ. Sie sind reich an Schleimstoffen, die bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr stark aufquellen und ihr Volumen erheblich vergrößern. Das erhöht das Darmvolumen, regt die Darmbewegungen an und unterstützt die Darmentleerung. Für Erwachsene und Jugendliche wird eine Tagesdosis von 7 bis 20 g empfohlen, verteilt auf mehrere Einzelgaben und in Kombination mit reichlich Flüssigkeit.
Studien bestätigen die Wirksamkeit, besonders bei der Unterstützung der Darmmotilität. Wichtig ist, auf einen Einnahmeabstand von einer halben bis einer Stunde zu anderen Medikamenten zu achten, da deren Resorption durch die Schleimstoffe beeinträchtigt sein kann. In der S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom empfehlen die Autoren für beide Symptomtypen lösliche Ballaststoffe, insbesondere Flohsamenschalen, die den WEU-Status haben.
Eine gut untersuchte pflanzliche Option bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen sind auch die Extraktmischungen Iberogast. Sie werden in der Leitlinie zum Reizdarmsyndrom ebenfalls empfohlen. In den Extrakten STW-5 (Iberis Amara, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter, Schöllkraut und Süßholzwurzel, enthalten in Iberogast Classic) und STW-5-II (Iberis Amara, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter und Süßholzwurzel, enthalten in Iberogast Advance) ergänzen sich die Heilkräfte verschiedener Pflanzen in ihren Wirkungen. STW-5 ist bereits für Kinder ab drei Jahren geeignet, zu beachten sind jedoch Anwendungsbeschränkungen aufgrund einer möglichen Lebertoxizität.
Ingwerwurzelstock (Zingiber officinale) hat sich bei der Behandlung von Kinetosen, vor allem bei Reiseübelkeit, als wirksam erwiesen. Vermutlich wirkt Ingwer, indem er die 5-HT3-Rezeptoren für Serotonin blockiert, die an der Kontraktion der glatten Muskulatur im Magen und Darm beteiligt sind. Wenn Serotonin an diese Rezeptoren bindet, verursacht es Übelkeit und Erbrechen. Patienten sollen 1 bis 2 g Ingwerpulver eine Stunde vor Reiseantritt einnehmen. Ingwer wenden Frauen auch gerne bei schwangerschaftsbedingter Übelkeit ein. Diese Indikation ist allerdings nicht durch die HMPC-Monographie abgedeckt, es gibt jedoch klinische Studien, die die Wirksamkeit vor allem bei milden Formen zeigen.
Trockenextrakte aus den Blättern der Artischocke (Cynara scolymus) werden traditionell bei Verdauungsstörungen eingesetzt. Obwohl die EMA den well-established use bisher nicht anerkannt hat, gibt es klinische Studien, die den Nutzen der Artischocke belegen. Der Extrakt hilft besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems. Artischocke kurbelt die Fettverdauung an, unterstützt die Verstoffwechslung von Cholesterol und entlastet die Leber.
Silymarin-haltige Extrakte aus Mariendistelfrüchten (Silybum marianum) sind eine klassische pflanzliche Therapieoption bei Lebererkrankungen. Der HMPC erkennt die traditionelle Anwendung an, die dazu dient, Verdauungsstörungen, Völlegefühl und Verdauungsbeschwerden zu lindern und die Leberfunktion zu unterstützen. Bei seiner Bewertung berücksichtigte der HMPC auch mehrere klinische Studien mit Mariendistelfrüchten bei Patienten mit Lebererkrankungen. Obwohl die Studien darauf hindeuten, dass Mariendistelfrüchte die Leberfunktion positiv beeinflussen, reichte die Qualität der Studien dem Gremium nicht aus, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.