Phytos für Magen und Darm |
Neben den positiven Wirkungen pflanzlicher Arzneimittel bei gastrointestinalen Beschwerden gibt es Risiken zu bedenken, etwa bei Fencheltee. Fenchel (Foeniculum vulgare) wird seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet, vor allem, um Verdauungsbeschwerden wie Blähungen zu behandeln. Die Heilpflanze wirkt karminativ, reduziert also die Ansammlung von Gasen im Darm, und erleichtert deren Ausscheidung. Hauptverantwortlich für die Wirkung sind die ätherischen Öle Anethol, Fenchon und Estragol, die eine entspannende und krampflösende Wirkung auf die glatte Muskulatur des Magen-Darm-Traktes ausüben.
Säuglinge leiden häufig unter Dreimonatskoliken, bei denen sich Luft im Verdauungstrakt ansammelt und starke Schmerzen verursacht. Fencheltee wird traditionell genutzt, um solche Beschwerden zu lindern. Auch als Bestandteil von Kombinationspräparaten mit Kümmel oder Anis ist Fenchel beliebt, da die Heilpflanzen eine synergistische Wirkung haben.
Das enthaltene Estragol wird jedoch in hohen Dosen als potenziell krebserregend eingestuft. So haben mehrere Studien an Nagetieren karzinogene Effekte festgestellt. Daher empfehlen Experten, die Belastung der Bevölkerung durch Estragol vorsorglich so gering wie möglich zu halten. Zwar sind die Mengen in Fencheltee sehr gering, dennoch wird vulnerablen Gruppen wie Kindern unter vier Jahren sowie schwangeren und stillenden Frauen von der Einnahme abgeraten.
Estragol ist noch in weiteren Heilpflanzen wie Anis (Pimpinella anisum) enthalten, die gegen Magen-Darm-Beschwerden verwendet werden. Eine sicherere Alternative ist Kümmel (Carum carvi). Ein Tee aus den Früchten kann Erleichterung verschaffen und das Öl können Eltern äußerlich nutzen, um den Bauch ihres Kindes zu massieren. Kümmel regt die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen und den Appetit an. Weiterhin wirkt es karminativ und krampflösend. Der HMPC erkennt die traditionelle Anwendung an. Da es an klinischen Daten für Kinder mangelt, empfiehlt er das Phytopharmakon jedoch erst ab zwölf Jahren.
Trotz der breiten Nutzung pflanzlicher Arzneimittel bei gastrointestinalen Störungen fehlen selbst für gängige Heilpflanzen oft noch valide Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit. Um mehr evidenzbasierte Phytopharmaka anbieten zu können, bedarf es daher noch weiterer Studien.