Pilze sammeln für Einsteiger |
Die Teilnahme an Lehrwanderungen und Pilzkursen unterstütze dabei, pilzkundig zu werden. Auf Bestimmungsabenden und Pilzausstellungen regionaler Pilzvereine lasse sich das Wissen vertiefen. Hübler warnt: »Pilzsammler und besonders Anfänger auf diesem Gebiet sollten sich auf keinen Fall blindlings bei der Bestimmung von Speisepilzen auf die Verwendung von Pilz-Apps verlassen.« Denn bei Erkennungsprogrammen werden wichtige Merkmale wie Geruch, Geschmack und Konsistenz nicht berücksichtigt. Daher handelt es sich lediglich um Vorschläge, aber nicht um eine korrekte Bestimmung des vorliegenden Fundes.
Für den etwas geübteren Sammler können Pilz-Apps jedoch eine Bereicherung sein, denn anders als Bücher enthalten sie in der Regel mehr Fotos, die Fruchtkörper in verschiedenen Altersstadien und aus mehreren Blickwinkeln zeigen. So können Sammler die Merkmale aus Pilz-Apps mit dem eigenen Wissen und der Verwendung von Bestimmungsbüchern kombinieren, um sich der Bestimmung eines Pilzfundes anzunähern. Zugleich frischen sie ihr Wissen auf und steigern ihre Artenkenntnis.
Das Pilzvorkommen hängt in erster Linie von den vorherrschenden Witterungsbedingungen ab. Mäßige Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit nach ergiebigen Regenfällen sind ein guter Zeitpunkt, um auf die Pilzpirsch zu gehen. Hüblers Tipp: Ein Pilz ist dann zur Ernte geeignet, wenn seine Merkmale deutlich ausgeprägt sind, das heißt, er ist weder vollkommen von einer Gesamthülle umschlossen noch ein Winzling. Der Pilz ist frisch genug, wenn man mit einem Finger auf den Hut drückt und sich dieser fest anfühlt und nicht nachgibt. Er ist zu alt, wenn der Fingerdruck eine Delle hinterlässt, sich das Fleisch weich und »wattig« anfühlt. Pilzsachverständige beurteilen auch den Frischezustand von Pilzen.
Der oberirdische, von Fraßstellen freie Fruchtkörper des Pilzes sollte vorsichtig abgeschnitten oder herausgedreht werden, ohne dabei das Pilzmyzel im Untergrund zu beschädigen. Den Pilz grob putzen, bei manchen Arten die schleimige Huthaut abziehen, damit das Sammelgut im Korb nicht zusammenklebt. Den Pilz anschließend in einen luftigen Korb legen. In Stoffbeuteln werden die Pilze leicht zerdrückt, in Plastiktüten schwitzen sie und beginnen die Eiweißzersetzung, wodurch sie unbekömmlich werden.
Unbekannte Pilze sollten getrennt von den zum Verzehr bestimmten Pilzen transportiert werden. Teile eines tödlich giftigen Pilzes etwa der Lamellen oder des Stielringes können absplittern, abbrechen, an andere Pilze anhaften und damit die komplette Ernte kontaminieren. Selbst kleine Stückchen eines tödlich giftigen Pilzes wie der grüne Knollenblätterpilz können bereits eine Leberschädigung bewirken.
Mit dem diesjährigen Pilz des Jahres möchte die DGfM darauf aufmerksam machen, dass alle Lebewesen voneinander abhängig sind. So ist der phallusartige Fruchtkörper der Gewöhnlichen Stinkmorchel (Phallus impudicus) Nahrung, Kinderstube und Jagdrevier für Käfer, Schnecken und Fliegen. Letztere lockt der Pilz durch seinen Aasgeruch an. Nachdem sich die Fliegen an seiner zuckerhaltigen Sporenmasse gelabt haben, verteilen sie die Sporen später über ihren Kot und helfen damit dem Pilz sich auszubreiten. Für Pilzsammler interessant: Das Jungstadium, Hexenei genannt, ist sogar essbar. Geschält und von der Gallertschicht befreit lässt es sich wie Bratkartoffeln zubereiten. Sein weißer Kern erinnert geschmacklich an Rettich oder Kohlrabi und gilt bei manchen Sammlern als Delikatesse.
Gesammelt werden sollte maßvoll. Für viele Speisepilze gelten Sammelbeschränkungen. Einige Pilzarten sind streng geschützt und dürfen nicht gesammelt werden, andere wie Steinpilze, Rotkappen und Pfifferlinge nur für den Eigenbedarf. Ein bis zwei Kilogramm pro Sammler und Tag gelten als Richtwert. Hübler mahnt: »Alle Pilze haben im Ökosystem Wald sehr vielfältige ökologische Funktionen, auch ungenießbare und Giftpilze. Der verantwortungsvolle Naturfreund wird sich daher stets achtsam verhalten und nur Pilze abpflücken, die für die Bestimmung oder zum Verzehr gedacht sind, alle anderen werden geschont und bleiben stehen.«