PTA-Forum online
Kraftpakete des Körpers

Proteine sind Bausteine des Lebens

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt neuerdings, nur ein Ei wöchentlich zu verzehren – mehr im Sinne der Nachhaltigkeit als der gesunden Ernährung. Wie gut, dass nicht nur Eier hochwertiges Protein liefern, sondern auch zahlreiche andere tierische und pflanzliche Lebensmittel.
Cornelia Höhn
22.08.2024  12:00 Uhr

Im 19. Jahrhundert wurde vom Altgriechischen protos – das Erste, das Wichtigste – der Name Protein abgeleitet. Proteine sind als Baustoffe hauptverantwortlich für eine Vielzahl von Vorgängen im menschlichen Organismus. Ungefähr 15 Prozent unseres Körpergewichts entfallen auf Proteine in Muskulatur, Bindegewebe, inneren Organen und Blut. Außer Stickstoff stellen Proteine Aminosäuren zur Verfügung, die zum Beispiel für die Bildung von Zellen, Enzymen, Hormonen, Neurotransmittern und Antikörpern genutzt werden. Als Energielieferanten (4 kcal/g) werden sie im Gegensatz zu Kohlenhydraten und Fetten nur ausnahmsweise, zum Beispiel bei längerem Fasten, genutzt.

Um der Vielzahl von Aufgaben gerecht zu werden, benötigt unser Körper eine ausreichende Zufuhr von Nahrungseiweiß, welche von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in den D-A-CH-Referenzwerten festgelegt ist. Für Erwachsene werden demnach täglich 0,8 g/kg Normalgewicht empfohlen. Diese Menge ist auch bei mittlerer sportlicher Aktivität ausreichend.

Für intensiven Breitensport oder Leistungssport geben verschiedene internationale Fachgesellschaften je nach Sportart und Trainingsintensität eine tägliche Zufuhr von 1,2 bis 2 g/kg Körpergewicht an. Studienergebnisse lassen vermuten, dass auch ältere Menschen mehr Eiweiß benötigen, weshalb die DGE ab 65 Jahren einen täglichen Schätzwert von 1 g/kg Körpergewicht angibt. Auch Kinder im Wachstum haben einen höheren Bedarf.

In Deutschland gibt es kaum Versorgungslücken, im Gegenteil: Es wird vor allem zu viel Fleisch und Wurst gegessen. Das bringt allerdings auch eine erhöhte Zufuhr gesättigter Fettsäuren und Purinen mit sich, woraus Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Gicht resultieren können.

»Hülsenfrüchte und Nüsse regelmäßig essen«, lautet eine der Ernährungsempfehlungen der DGE, die Anfang des Jahres aktualisiert wurden. Insgesamt liegt der Fokus bei den Empfehlungen gleichermaßen auf gesunder wie nachhaltiger Ernährung. Drei Viertel aller verzehrten Lebensmittel sollten demnach pflanzlichen Ursprungs sein, höchstens 300 g Fleisch und Wurst und nicht mehr als ein Ei pro Woche verzehrt werden. Auch der empfohlene Konsum an Milch- und Milchprodukten wurde aktuell nach unten korrigiert.

Von Aminosäuren zu Proteinen

Proteine setzen sich aus Aminosäuren zusammen. Diese tragen alle eine Amino- und eine Carboxylgruppe. Über Peptidbindungen entstehen daraus zunächst kettenförmige Oligo- oder Polypeptide beziehungsweise bei mehr als 100 Aminosäuren Proteine. Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, nehmen diese Ketten eine platzsparende, dreidimensionale Anordnung in Form einer spiralförmigen Alpha-Helix oder eine Faltblattstruktur ein. Daraus bilden sich dann knäuel- oder faserförmige Proteine.

Um bei der unübersichtlich großen Zahl von Proteinen den Überblick zu behalten, unterscheidet man einfache Eiweißstoffe, die nur aus Aminosäuren bestehen, von solchen Verbindungen, die noch Cofaktoren, beispielweise organische Moleküle oder Metallionen, enthalten.

Vom Nahrungs- zum Körperprotein

Bevor proteinhaltiges Essen jedoch Aminosäuren als Rohstoffe zur körpereigenen Proteinsynthese liefert, muss unser Organismus einige Vorbereitungen treffen. Während der Verdauung bewirkt die Magensäure eine Denaturierung der Nahrungseiweiße, das heißt, sie löst also die dreidimensionale Struktur der Aminosäureketten auf. Das Enzym Pepsin, das mithilfe von Magensäure aus inaktivem Pepsinogen gebildet wird, zerschneidet die Proteine im Magen in kleinere Peptide. Sobald diese im Dünndarm ankommen, treten die von der Bauchspeicheldrüse gebildeten Endopeptidasen Trypsin und Chymotrypsin in Aktion. Sie spalten Peptidketten von der Mitte auf. Die ebenfalls von der Bauchspeicheldrüse gebildeten Exopeptidasen trennen einzelne Aminosäuren vom Kettenende ab.

Am Ende der Proteinverdauung werden im Dünndarm von den Darmzotten freie Aminosäuren und kurze Peptide ins Pfortaderblut aufgenommen und zur Leber transportiert. Drei Viertel der Aminosäuren werden dort zum Aufbau lebenswichtiger Proteinverbindungen herangezogen, der Rest gelangt mit dem Blut zu anderen Körperzellen.

Zwar finden ein ständiger Auf-, Ab- und Umbau und auch Proteinrecycling statt, dennoch fällt im Aminosäurestoffwechsel Sondermüll an, etwa Ammoniak, der in der Leber zu ungiftigem Harnstoff umgewandelt, in den Nieren ausgefiltert und dann mit dem Urin ausgeschieden wird. Laut DGE fehlen noch Studien dazu, ob ein langfristig hoher Eiweißverzehr das Risiko einer Niereninsuffizienz begünstigt. Eine Proteinzufuhr in doppelter Höhe des Referenzwertes wird für Erwachse aber als sicher angesehen. Wer viel Eiweiß isst, sollte jedoch auch genug trinken.

Nur 20 Aminosäuren sind Bausteine aller menschlichen Proteine. Sie werden proteinogen genannt, liegen wie alle in natürlichen Proteinen vorkommenden Aminosäuren in L-Konfiguration vor und können mit einem Drei- oder Einbuchstabencode abgekürzt werden. 9 der 20 sind unentbehrlich, müssen also mit der Nahrung aufgenommen werden. Die Übrigen kann der Körper in aller Regel selbst herstellen. Semi-essenzielle Aminosäuren, unter anderem Arginin, Histidin, Cystein oder Tyrosin, müssen aber in bestimmten Situationen, wie gesteigertem Proteinbedarf in Schwangerschaft, Wachstum und Rekonvaleszenz oder bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen, mit der Nahrung aufgenommen werden.

Für Sportler von Interesse sind die drei verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin. Während ein schnellerer und verbesserter Muskelaufbau durch hoch dosierten und isolierten Verzehr dieser BCCA (branched-chain amino acids) wissenschaftlich nicht erwiesen ist, schließt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gesundheitliche Nachteile nicht aus.

entbehrliche (nicht essenzielle) Aminosäuren unentbehrliche (essenzielle) Aminosäuren
Alanin Ala, A Isoleucin Ile, I
Arginin Arg, R Leucin Leu, L
Asparagin Asn, N Lysin Lys, K
Asparaginsäure Asp, D Methionin Met, M
Cystein Cys, C Phenylalanin Phe, F
Glutamin Gln, Q Threonin Thr, T
Glutaminsäure Glu, E Tryptophan Trp, W
Glycin Gly, G Valin Val, V
Prolin Pro, P Histidin His, H
Serin Ser, S
Tyrosin Tyr, Y
Die 20 proteinogenen Aminosäuren

Alle 20 Aminosäuren können in beliebiger Anzahl und Reihenfolge miteinander verknüpft werden, was – mit oder ohne weitere Bestandteile - zu einer Fülle unterschiedlicher Proteine mit einer Vielzahl spezifischer Aufgaben im Organismus führt. Beispielsweise wehren sie als Immunglobuline Krankheiten ab oder speichern wie Ferritin Eisen im Organismus. Das Peptidhormon Insulin fungiert als Türöffner, um Glucose aus dem Blut in die Zellen einzuschleusen. Hämoglobin ist eine Art Taxifahrer für Sauerstoff, während Lipoproteine Fette und Cholesterol transportieren. Rein gar nichts läuft im Körper ohne Enzyme; sie werden für unzählige biochemische Prozesse im Stoffwechsel, in der Zelle, in Körperflüssigkeiten und Geweben gebraucht.

Schlau kombinieren

Ein Blick auf die Nährwerttabelle verrät zwar den Proteingehalt eines Lebensmittels, nicht aber die Menge an körpereigenem Protein, die wir daraus gewinnen. Dafür ist maßgeblich, wie es um Proteinverdaulichkeit und Bioverfügbarkeit bestellt ist. Rührei oder weich gekochtes Ei ist besser verdaulich als rohes, denn die Wärme zerstört bereits die räumliche Struktur, sodass es die Verdauungsenzyme leichter haben. Starkes Erhitzen wiederum kann Nahrungsproteine für Verdauungsenzyme unzugänglich machen.

Um mit allen unentbehrlichen Aminosäuren ausreichend versorgt zu sein, ist es hilfreich zu wissen, wie effektiv Nahrungsproteine in körpereigene umgewandelt werden können. Je besser das Aminosäuremuster eines Lebensmittels mit dem menschlichen Muster übereinstimmt, desto höher ist dessen biologische Wertigkeit. Für das Hühnerei wurde einst willkürlich die Maßzahl 100 festgelegt.

Die unentbehrliche Aminosäure, die verglichen mit dem Körpereiweiß am wenigsten in einem Lebensmittel vorkommt, ist die limitierende Aminosäure. Sobald sie aufgebraucht ist, stoppt im Organismus die Proteinproduktion. In unseren Mahlzeiten nehmen wir in der Regel verschiedene Eiweißarten gemeinsam auf, durch geschickte Proteinkombinationen können wir deshalb die limitierende Aminosäure eines Lebensmittels durch ein anderes Lebensmittel ausgleichen. Das Fachwort dafür heißt Ergänzungswert.

Eine hohe Eiweißqualität erhält man beispielweise beim gemeinsamen Verzehr von:

  • Kartoffeln mit Ei
  • Reis und Hülsenfrüchten
  • Quark und Kartoffeln
  • Rindfleisch und Kartoffeln

Veganer sollten sich besonders gut über verschiedene Kombinationen und ihre Ergänzungswerte informieren. Ohne Soja oder Hülsenfrüchte ist es für sie schwierig, ihren Bedarf an unentbehrlichen Aminosäuren zu decken. Das Proteingemisch aus Bohnen und Mais liefert eine biologische Wertigkeit von knapp 100. Und die Dreierkombination von Hülsenfrüchten mit Nüssen und Getreiden liefert ebenfalls einen hohen Ergänzungswert.

Proteindefizit

Fehlender Appetit, schlechtere Nährstoffaufnahme aus dem Darm und eingeschränkte Beweglichkeit münden bei schwerer Krankheit sowie im Alter häufig in einen schlechten Ernährungszustand mit Proteindefizit. Der Körper bezieht Aminosäuren dann bevorzugt aus der Muskulatur. Mit abnehmender Muskelmasse steigt das Risiko für Gebrechlichkeit, auch Infekte und Wundheilungsstörungen werden häufiger und die Genesung nach Krankheiten dauert oft länger. Es kann zu starker krankhafter Abmagerung, der Kachexie, kommen. Lässt sich die benötigte Proteinmenge nicht aus der Nahrung decken, ist in solchen Fällen angereicherte Trinknahrung (»Astronautenkost«) empfehlenswert.

Kwashiorkor bezeichnet ein Protein-Energie-Mangelsyndrom, wie es vor allem in Entwicklungsländern auftritt. Nach dem Abstillen kommt es durch proteinarme und kohlenhydratreiche Kost mit Reis und Mais als Hauptnahrungsmittel zum Nährstoffmangel. Betroffene Kleinkinder zeigen einen Hungerbauch durch Fettleber und Wassereinlagerungen. Neben Hautentzündungen, Blutarmut und Muskelabbau fallen Entfärbung von Haut und Haaren auf. Die Betroffenen leiden unter Wachstumsstörungen, Verzögerung der geistigen Entwicklung sowie Apathie und Teilnahmslosigkeit.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa