PSA-Screening als Zankapfel |
Zum einen wollen die Krankenkassen ihre Kosten begrenzen und bezahlen den Test nur, wenn prostatarelevante Symptome bestehen. Zum anderen könnte die Behandlung diagnostizierter, sehr kleiner und möglicherweise nicht relevanter Krebsherde schädlich sein. Letztere würden jedoch lediglich aktiv überwacht nach klaren Richtlinien von Experten. Der Gesellschaft geht es nicht nur darum, durch frühe Erkennung und Therapie Leben von Prostatakarzinompatienten zu retten. Bedeutend sei auch deren Lebensqualität, die in der Regel bei früher Krebsdiagnose und Therapie besser sei. Für eine Früherkennung sei der PSA-Wert praktisch unverzichtbar, da die Tastuntersuchung im Rahmen der gesetzlichen Vorsorge nur Karzinome entdecken kann, die bereits eine deutliche Größe erreicht haben – nach Meinung einiger Urologen eher eine »Späterkennung«.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat erneut überprüft, ob gesunden Männern als Kassenleistung ein Prostatakarzinom-Screening mit PSA-Test angeboten werden soll. Jedoch: Der im Dezember 2019 veröffentlichte Vorbericht bescheinigt dem Bluttest als Screening mehr Schaden als Nutzen – das Aus für die Kassenleistung.
Ermittelt wurde zwar eine signifikante Verringerung der prostataspezifischen Mortalität, aber kein erheblicher Vorteil bei der Gesamtmortalität. Das Screening kann nach Gutachtenergebnis einige metastasierende Krebserkrankungen zwar verhindern oder verzögern und ermöglicht frühere Therapien mit weniger und kürzeren Nebenwirkungen. Die Schäden würden jedoch überwiegen: Überdiagnosen und falsch positive Screeningbefunde belasteten die Betroffenen unnötig mit Angst und hätten überflüssige Prostata-Biopsien und (operative) Behandlungen zur Folge. Zu möglichen Komplikationen zählen Inkontinenz oder Impotenz in relativ jungem Alter. Die IQWiG stützt seine Nutzenbewertung dabei auf elf randomisierte, kontrollierte Studien mit mehr als 400.000 Männern im Alter von 55 bis 70 Jahren.
An den vom IQWiG präsentierten Ergebnissen übte die DGU scharfe Kritik. Urologen erwarten als Folge einen Shift zu weiter fortgeschrittenen Tumorstadien, die nicht mehr kurativ behandelbar sind, sowie hohe Therapiekosten.