Quartett im September |
Sven Siebenand |
26.09.2024 16:00 Uhr |
Pirtobrutinib (Jaypirca® Filmtabletten, Lilly) wird angewendet als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantelzelllymphom (MCL), die zuvor bereits mit einem Hemmstoff der Bruton-Tyrosinkinase (BTK) behandelt wurden. Das MCL gehört zu den Non-Hodgkin-Lyphomen. Es verläuft häufig aggressiv. Beim rezidivierten oder refraktären MCL kommen BTK-Hemmer wie Ibrutinib infrage. Es können jedoch durch Mutationen Resistenzen dagegen entstehen. Daher ist es eine gute Nachricht, dass mit Pirtobrutinib nun ein neuer BTK-Inhibitor, der an einer anderen Stelle an der Kinase bindet, als weitere Therapieoption zur Verfügung steht. Anders als andere BTK-Hemmer bindet Pirtobrutinib nicht kovalent an die Kinase. Der neue Wirkstoff bindet sowohl an die Wildtyp-BTK als auch an die BTK mit sogenannten C481-Mutationen.
Die empfohlene Dosis beträgt 200 mg einmal täglich. Die Einnahme soll unterbrochen werden, wenn bestimmte Ereignisse auftreten, etwa Neutropenie mit Fieber und/oder Infektion. Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen Fatigue, Neutropenie, Diarrhö und Prellung. Besondere Warnhinweise sind in Fachinformation von Jaypirca zum Beispiel zum Thema Infektionen, Blutungen sowie Vorhofflimmern/-flattern zu finden.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für fünf Wochen nach der letzten Einnahme von Pirtobrutinib eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Männer sollten angewiesen werden, während der Behandlung und für drei Monate nach der letzten Einnahme des BTK-Hemmers ebenfalls eine zuverlässige Verhütungsmethode zu nutzen und kein Kind zu zeugen. Schwangere dürfen Jaypirca nicht anwenden. Das Stillen sollen Frauen während der Behandlung mit dem Wirkstoff und für eine Woche nach der letzten Dosis unterbrechen.
Bei der seltenen Erkrankung paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) ist das Komplementsystem des Körpers überaktiv und schädigt eigene Blutzellen. Ein übermäßiger Abbau von Blutkörperchen führt zu Anämie, Thrombosen und dunklem Urin. Mit Iptacopan und Danicopan kamen im Laufe dieses Jahres bereits zwei neue Wirkstoffe für die PNH-Therapie auf den Markt. Nun folgte mit Crovalimab (Piasky® Injektions-/Infusionslösung, Roche) der dritte neue Wirkstoff bei PNH in einem Jahr.
Was den Wirkmechanismus angeht, ist Crovalimab weniger mit Danicopan oder Iptacopan zu vergleichen, sondern vielmehr mit den Antikörpern Ravulizumab und Eculizumab, die schon seit Längerem bei PNH zum Einsatz kommen. Sie richten sich wie Crovalimab gegen den Komplementfaktor C5. Durch die Hemmung von C5 verhindern die drei Antikörper, dass Komplementproteine Zellen schädigen, und hier vor allem rote Blutkörperchen, und tragen so dazu bei, die Symptome der PNH-Erkrankung zu lindern.
Zugelassen ist Crovalimab zur Monotherapie für PNH-Patienten ab zwölf Jahren mit einem Gewicht von mindestens 40 kg, und zwar sowohl für symptomatische Patienten mit hoher Krankheitsaktivität (Hämolyse) als auch für solche, die unter der Therapie mit einem C5-Inhibitor seit mindestens sechs Monaten klinisch stabil sind.
Anders als Eculizumab und Ravulizumab muss Crovalimab nur bei der ersten Gabe infundiert werden. Danach wird es als subkutane Injektion verabreicht. Das empfohlene Dosierungsschema besteht aus einer intravenös infundierten Initialdosis an Tag 1, gefolgt von vier wöchentlichen subkutanen Initialdosen an den Tagen 2, 8, 15 und 22. Die Erhaltungsdosis wird erstmals an Tag 29 und dann alle vier Wochen subkutan gegeben.
Die zu verabreichenden Dosen basieren auf dem Körpergewicht der Patienten. Nach entsprechender Einweisung können diese sich das Arzneimittel zu Hause ohne ärztliche Aufsicht selbst subkutan injizieren. Es wird empfohlen, in den Bauch zu spritzen und die Injektionsstelle stets zu wechseln. Die Injektionen dürfen niemals in Leberflecken, Narben, blaue Flecken oder Bereiche erfolgen, in denen die Haut empfindlich, geschwollen, gerötet, verhärtet oder verletzt ist.
Wichtig: Bei Patienten mit nicht abgeklungener Neisseria meningitidis-Infektion ist Crovalimab kontraindiziert. Die Patienten müssen mindestens zwei Wochen vor der ersten Antikörperdosis mit einem tetravalenten Meningokokken-Impfstoff geimpft werden oder von Beginn der Antikörper-Behandlung bis zwei Wochen nach der Impfung eine Antibiotikaprophylaxe erhalten.
Sehr häufig beobachtete Nebenwirkungen sind Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerzen, Fieber und Reaktionen im Zusammenhang mit einer Infusion. Sogenannte Typ-III-Immunkomplex-vermittelte Reaktionen traten ebenfalls sehr häufig auf, dies jedoch nur bei Patienten, die von einem anderen C5-Inhibitor zu Crovalimab oder von Crovalimab zu einem anderen C5-Hemmer wechselten.