Rhinosinusitis meistens unkompliziert |
09.01.2024 08:00 Uhr |
Bei Verdacht auf eine chronische oder rezidivierende Rhinosinusitis sollten PTA und Apotheker Betroffene an einen HNO-Arzt verweisen. Dasselbe gilt, wenn die Beschwerden nach zwei Wochen nicht abgeklungen sind oder Betroffene einen schweren Krankheitsverlauf mit starken Schmerzen und Fieber zeigen. Ansonsten sind topische und supportive Maßnahmen, die im Rahmen der Selbstbehandlung angewendet werden können, die wichtigsten Therapiebausteine in der Behandlung der akuten Rhinosinusitis. Dazu gehört die Anwendung von isotonen oder hypertonen Nasesprays und Spülungen wie zum Beispiel Emser® Sinusitis Spray, Bepanthen® Meerwasser Nasenspray, Rhinomer® plus). Sie können bei einer akuten virusbedingten Rhinosinusitis nachweislich die unangenehmen Symptome von Schnupfen und Rhinorrhoe lindern. Bei einer akuten bakteriellen Rhinosinusitis stehen schwerwiegendere Symptome wie Gesichtsschmerzen und Fieber im Vordergrund, die durch die Anwendung nicht beeinflusst werden.
Eine Metaanalyse von elf Einzelstudien zeige, dass sich die Symptome durch die Applikation größerer Volumina besserten. Die Autoren empfehlen deshalb, Nasenspülungen mindestens zweimal täglich mit 100 bis 250 ml Kochsalzlösung durchzuführen. Die Anwendung sollte bis zum Verschwinden der Symptome erfolgen, längstens aber für zwei Wochen fortgeführt werden.
Auch bei einer chronischen sowie rezidivierenden Rhinosinusitis im Rahmen einer Studie besserten sich durch das tägliche Spülen mit 150 ml 2-prozentiger Kochsalzlösung die Beschwerden. Allerdings birgt eine Nasendusche auch Risken: Ist die Schleimhaut stark angeschwollen, kann das Wasser aus den Gesichtshöhlen womöglich nicht mehr in Gänze abfließen. Dieser »Wasserstau« kann das Geschehen verschlimmern. Auch bei stark entzündeten und ebenso bei vereiterten Nebenhöhlen sollte man von Spülungen absehen.
Für das Inhalieren mit heißem Wasserdampf liegt keine Empfehlung vor. Obwohl es im Rahmen von Erkältungen ein äußerst beliebtes Hausmittel ist, konnte in Studien bisher keine positive Wirkung nachgewiesen werden. Es sind jedoch auch keine negativen Auswirkungen bekannt.
Bei schweren bakteriellen Infektionen sind Antibiotika ein unverzichtbarer Bestandteil der Therapie, die akute Rhinosinusitis gehört nur in Ausnahmefällen dazu. In den meisten Fällen ist die Erkrankung viral bedingt, nur bei 0,5 bis 2 Prozent der Betroffenen sind Bakterien der Auslöser. Und nur bei einem geringen Teil dieser Patienten ist ein Antibiotikum für die Ausheilung erforderlich.
So empfiehlt die derzeit in Überarbeitung befindliche AWMF-Leitlinie »Rhinosinusitis« den Einsatz eines Antibiotikums nur für Patienten mit besonderen Risikofaktoren wie COPD oder eine Immunschwäche sowie bei starken bis sehr starken Schmerzen, erhöhten Entzündungswerten oder starken Beschwerden, die im Verlauf der Erkrankung schlimmer werden und mit Fieber über 38,5 °C einhergehen. Verordnet werden in der Regel Aminopenicilline wie Amoxicillin, Amoxicillin und Clavulansäure oder Doxycyclin bei Vorliegen einer Penicillinallergie. Für Kinder gelten dieselben Empfehlungen.
Viele Ärzte folgen den engen Empfehlungen und verordnen Antibiotika bei Atemwegsinfektionen restriktiver als noch vor einigen Jahren, wie die Daten des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung zeigen. Demnach sanken die Antibiotika-Verordnungen bei Infektionen der oberen Atemwege von 5 Millionen bei 17 Millionen Diagnosen im Jahr 2014 auf 2 Millionen bei knapp 18,5 Millionen Diagnosen im Jahr 2021. Dieser Rückgang umfasst auch den Einsatz bei Kindern. Im Jahr 2021 erhielten nur 6 Prozent der betroffenen Kinder ein Antibiotikum.