Schadstoffe aus Gewässern |
Verstärkt wird die negative Wirkung der Mikroverunreinigungen dadurch, dass sie sich im Wasser gern an winzige Partikel binden, die dort in rapide wachsenden Mengen herumschwimmen, an sogenanntes Mikroplastik. Darunter versteht man feste und unlösliche Kunststoffteilchen die im Durchmesser kleiner als 5 Millimeter sind und die durch Reifenabrieb, Kunststoffgranulat, synthetische Textilien, Kosmetika, aber auch durch den Zerfall von Plastikartikeln in die Gewässer gelangen. »Diese winzigen Plastikteilchen ziehen Giftstoffe aus dem Wasser wie Magnete an, sodass um sie herum die Schadstoffkonzentration um ein Vielfaches höher ist als im übrigen Wasser«, berichtet Nadja Ziebarth, Leiterin des Meeresschutzbüros beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Über Plankton und Quallen, die von Fischen gefressen werden, gelangen die »Giftbällchen« auch in die Nahrungskette. Trotz all dem sei der Weg von Mikroplastik über das Wasser zum Menschen eher zu vernachlässigen: Eine Studie der University of Newcastle in Australien aus dem Jahr 2018 belege, dass die Konzentration von Mikroplastik in der Luft viel höher sein kann als im Wasser, berichtet die Meereswissenschaftlerin. »Pro Woche nimmt ein Mensch demnach über Luft, Wasser und Essen im Durchschnitt 5 Gramm Plastik auf – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.«
Das BfR beantwortet die Frage nach einer möglichen Gefahr für Verbraucher durch die Aufnahme von Mikroplastik zurückhaltend. »Eine Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt findet nur in geringem Maße und nur bei Partikeln von wenigen Mikrometern Größe statt«, betont BfR-Sprecher Jürgen Thier-Kundke gegenüber dem PTA-Forum. »Der überwiegende Teil der Partikel wird über den Stuhl ausgeschieden. Dass sich während der Passage durch den Magen-Darm-Trakt gesundheitlich relevante Mengen an Ethylen aus den Polyethylen-Mikrokunststoffpartikeln freisetzen, ist nach derzeitigem Erkenntnisstand unwahrscheinlich.«
Zu der Frage, was zwischen der Aufnahme und dem Ausscheiden von Mikroplastikteilchen im menschlichen Organismus geschieht und welche Wechselreaktionen möglich sind, gibt es allerdings bislang keine Untersuchungen.