Schilddrüse auf Hochtouren |
Verena Schmidt |
18.11.2024 08:30 Uhr |
Bei Patienten mit endokriner Orbitopathie können Tränenersatzmittel und/oder Salben, etwa mit Hyaluronsäure oder Vitamin A, Trockenheit und Fremdkörpergefühl der Augen lindern. Die Einnahme von Selen kann zudem das Fortschreiten der Erkrankung verhindern. Bei schwereren Symptomen rät die europäische Leitlinie (»Clinical Practice Guidelines for the Medical Management of Graves’ Orbitopathy«) zu Methylprednisolon-Infusionen über zwölf Wochen plus Einnahme des Immunsuppressivums Mycophenolat für sechs Monate. Alternativ ist auch eine alleinige, wöchentliche Cortisol-Hochdosistherapie über drei Monate möglich.
Schlägt die Therapie nicht an, ist auch der Einsatz von zwei Biologika möglich: Tocilizumab und Rituximab sind eigentlich zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen, die Anwendung bei der endokrinen Orbitopathie erfolgt off Label. In den USA gibt es seit 2020 zudem den Antikörper Teprotumumab, der erste Wirkstoff, der speziell zur Behandlung der endokrinen Orbitopathie indiziert ist. Für die EU gibt es derzeit noch keine Zulassung.
Korrekturmaßnahmen wie etwa spezielle Brillen mit Prismenfolien, die das Sehen von Doppelbildern korrigieren, können ebenso angezeigt sein. Bei schwerwiegenden Verläufen kann überschießendes Weichteilgewebe zudem in einer augenärztlichen Operation entfernt werden beziehungsweise die Augenhöhle mit harter Röntgenstrahlung bestrahlt werden.
Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis wird oft die Einnahme von Vitamin D empfohlen. Einige Studien haben beispielsweise gezeigt, dass bei Menschen mit einer zu niedrigen Vitamin-D-Versorgung die Zahl an Antikörpern gegen ein zentrales Enzym im Schilddrüsenstoffwechsel, die thyreoidale Peroxidase (TPO-AK), erhöht ist. Auch wurden in Untersuchungen bei Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion infolge einer Hashimoto-Thyreoiditis erniedrigte Vitamin-D-Werte gemessen. Es gibt jedoch keine belastbaren Anhaltspunkte, dass ein Vitamin-D-Mangel eine Hashimoto-Thyreoiditis auslöst.
Wissenschaftliche Belege, dass Vitamin D speziell bei Schilddrüsenerkrankungen positive Effekte zeigt, gibt es nicht. Allerdings: Eine entsprechende Unterversorgung mit Vitamin D durch Supplemente auszugleichen, kann generell natürlich sinnvoll sein.