Schizophrenie-Therapie meist lebenslang |
In Deutschland stehen aktuell circa 30 Antipsychotika zur Verfügung. Die Autoren der Leitlinie »Schizophrenie« der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) machen deutlich, dass Arzt und Patient die Wahl des geeigneten Antipsychotikums sowie die der Applikationsform besprechen müssen. Dazu gehört, Vor- und Nachteile der jeweiligen Wirkstoffe, metabolische, motorische, kardiovaskuläre oder hormonelle/sexuelle Nebenwirkungen, Nutzen und Risiken bei Verzicht auf eine Behandlung, Präferenzen des Betroffenen sowie geschlechtsspezifische Aspekte und das Alter zu berücksichtigen.
Um Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, wählt der Arzt die antipsychotische Dosierung so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig. Wichtig für die Patienten: Es entstehen weder Abhängigkeiten noch entwickelt sich eine Toleranz. Das gilt auch für Depot-Antipsychotika, die die zuverlässigste Rezidivprophylaxe bieten und die Prognose noch weiter begünstigen.
Die Schizophrenie gilt als eine der schwersten psychischen Erkrankungen, von der weltweit circa ein Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben betroffen ist. Das Leid der Patienten ist entsprechend groß. Dabei, so führende Psychiater, ist ein wichtiger Faktor die immense Mortalitätsrate – nicht zuletzt auch durch eine erhöhte Suizidalität. Circa 10 Prozent aller Menschen mit Erstdiagnose unternehmen im ersten Jahr nach Diagnosestellung einen Suizidversuch, 5 bis 15 Prozent der Menschen mit einer Erkrankung aus dem Formenkreis der Schizophrenie versterben durch Selbstmord.
Klinisch relevante Aspekte sind außerdem die ausgeprägte gesellschaftliche Stigmatisierung, die hohe Prävalenz komorbider Abhängigkeiten vor allem von Tabak, Alkohol und Cannabis sowie die große Rate an Arbeits- und Obdachlosigkeit oder sozialer Desintegration.
Wer von außen häufig negatives Feedback aufgrund seiner Krankheit erfährt, beginnt, sich selbst in einem schlechten Licht zu sehen. / Foto: Adobe Stock/fizkes
Aktuell werden in Deutschland circa 800.000 Betroffene vermutet. Pro Jahr erkranken rund 13.000 Menschen neu an einer Schizophrenie. Die Erkrankung tritt laut Leitlinien der DGPPN bevorzugt erstmals zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr auf. Ein Erkrankungsbeginn vor dem 13. oder nach dem 40. Lebensjahr gilt als selten. Bei Männern wird die Schizophrenie etwa drei bis vier Jahre früher als bei Frauen diagnostiziert. Im Menopausenalter erkranken mehr Frauen als gleichaltrige Männer. In Europa sind bis zu 20 Prozent der Menschen mit Schizophrenie nicht in medizinischer Behandlung.
Zu den Leitsymptomen der Schizophrenie zählen nach ICD-10 unter anderem Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung, Kontroll- oder Beeinflussungswahn, kommentierende oder dialogische Stimmen, anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität sowie auch Erregungszustände, Haltungsstereotypien oder Stupor, also Zustände psychischer oder motorischer Erstarrung mit auffälliger Apathie, Sprachverarmung oder verflachten und inadäquaten Affekten.