Schizophrenie-Therapie meist lebenslang |
Mit Verweis auf die Bedeutung erblicher Faktoren in der Ätiopathogenese macht die DGPPN-Leitlinie deutlich, dass das Risiko für die Entwicklung einer Schizophrenie bei Angehörigen Betroffener in Abhängigkeit vom Verwandtschaftsgrad gegenüber der Gesamtbevölkerung erhöht ist. Neben einer genetisch bedingten Vulnerabilität spielen jedoch Umweltfaktoren und psychosoziale Stressoren eine wichtige Rolle bei der Manifestation der Schizophrenie. Virusinfektionen können die Krankheit triggern, aber auch Kindheitstraumata oder Gewalterfahrungen, das Aufwachsen in einer städtischen Umgebung, Migrationshintergrund oder eine per se verminderte Stress-Toleranz. Schizophrenie ist also keine Erbkrankheit, sondern entwickelt sich aus einer Vielzahl von Faktoren.
Spezifische Resilienzfaktoren könnten zu interindividuell heterogenen Ausprägungsformen der Symptomatik und des Verlaufs beitragen, so die Leitlinien-Autoren. Sie empfehlen neben der antipsychotischen Pharmakotherapie auch psychotherapeutische und psychosoziale Interventionsmaßnahmen.
Im Rahmen des Gesamtbehandlungsplanes benötigen Menschen mit Schizophrenie eine strukturierte Psychoedukation beziehungsweise eine kognitive Verhaltenstherapie. Angehörige und andere Vertrauenspersonen von Menschen mit einer Schizophrenie sind selbst erheblichen emotionalen Belastungen ausgesetzt. Gleichzeitig sind sie die wichtigste Quelle der sozialen Unterstützung für die Betroffenen. Sie sollten als Mitbetroffene angesehen werden.
Bis zu zehn Prozent der mit Schizophrenie diagnostizierten Patienten könnten laut Studien an einer autoimmun vermittelten Entzündung des Zentralen Nervensystems leiden, so Experten. Diese Entzündungen entstehen, wenn Autoantikörper neuronale Oberflächenproteine im Gehirn attackieren. Auch aus diesem Grund soll eine organische Differentialdiagnostik bei jeder neu aufgetretenen psychotischen Symptomatik angeboten werden, schreiben die Autorin der DGPPN-Leitlinie »Schizophrenie«. Die Therapie gestaltet sich dann anders. Es kommen Immuntherapeutika zum Einsatz, die den Autoimmunprozess und damit die psychotischen Symptome stoppen können.