Schluckstörungen im Alter |
Schluckstörungen können bei älteren Betroffenen Gesundheit und Lebensqualität enorm verschlechtern. Es gilt, Probleme früh zu erkennen und anzugehen. / © Adobe Stock/mapo
Ist der Schluckvorgang, also der geregelte Transport von Essen und Trinken vom Mund in den Magen, eingeschränkt, liegt eine sogenannte Dysphagie vor. Eine oder mehrere Phasen des Schluckvorgangs können betroffen sein. Eine Schluckstörung aufgrund des Alters wird Presbyphagie genannt. Hiervon betroffen sind etwa 14 Prozent der älteren Menschen, die ein unabhängiges Leben führen, sowie mehr als die Hälfte der Pflegeheimbewohner.
Typisch für eine Schluckstörung sind Residuen, also Reste von Nahrungsbestandteilen, vor dem Kehlkopf und hinter dem Kehldeckel, jedenfalls vor dem oberen Speiseröhrenschließmuskel. Von diesen Residuen gelangt einiges über die Stimmritze in die Luftröhre – das wird Aspiration genannt. Zudem kann es zu einem Rückfluss von Speisebrei aus dem Magen über die Speiseröhre an den Kehlkopf kommen. Dadurch kommt es schließlich noch leichter zur Aspiration.
Der Betroffene hustet, räuspert sich oder würgt womöglich nach dem Essen oder Trinken. Auch kann sich seine Atmung nach dem Schlucken bis hin zu Luftnot ändern. Möglich ist zudem, dass der Betroffene bestimmte Nahrung ablehnt, da er sie schlecht schlucken kann. Auch beim Schlucken von Tabletten können Probleme auftreten.
Der Schluckvorgang ist sehr komplex, rund 50 Muskelfunktionsgruppen sind daran beteiligt. Entsprechend gibt es eine Vielzahl an Ursachen für Schluckstörungen, darunter anatomisch-mechanische, Operationen im Kopf-Hals-Bereich bei Tumoren, neuromuskuläre Veränderungen oder Anomalien der Schilddrüse. Auch die mit dem Älterwerden verbundenen gefäßbedingten und neurodegenerativen Veränderungen oder Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer können eine Schluckstörung auslösen oder verstärken.
Medikamente können Schluckstörungen in allen Altersgruppen verursachen. Das Problem: »Bis heute werden medikamentenassoziierte Auswirkungen auf die Schluckfunktion von Ärzten und/oder Patienten häufig nicht ausreichend wahrgenommen, stillschweigend akzeptiert oder die Kausalität wird nicht erkannt«, sagt Dr. Cornelia Schwemmle von der HNO-Universitätsklinik Gießen gegenüber PTA-Forum. Sie hat zusammen mit Kollegen 2015 eine Übersichtsarbeit zu medikamenteninduzierten Dysphagien in der Fachzeitschrift »HNO« veröffentlicht. Demnach gibt es Medikamente, welche die Schluckfunktion direkt beeinflussen: Sie wirken auf am Schluckvorgang beteiligte Strukturen, etwa die Muskulatur der Speiseröhre. Eine indirekte Wirkung liegt vor, wenn sie übergeordnet die Voraussetzungen für den Schluckvorgang beeinflussen oder eine Mundtrockenheit auslösen.
Dass es dazu kommt, können Risikofaktoren begünstigen wie ein schlechter Allgemeinzustand, erhöhtes Alter, Polymedikation, anatomische Besonderheiten des Magen-Darm-Trakts oder neurodegenerative Veränderungen. Ebenso können laut den Autoren »Überdosierungen bei nicht beachteter reduzierter Leber- und Nierenleistung mit Kumulationseffekten« medikamentenassoziierte Schluckstörungen auslösen oder verstärken. Zudem »können Arzneistoffe untereinander kumulative Effekte bewirken«.