Seltene, aber gefährliche Allergien |
Die Erstbeschreibung der Spermaallergie stammt aus dem Jahr 1958. Wie viele Frauen tatsächlich betroffen sind, ist nicht bekannt. Zahlen zur Inzidenz und Prävalenz fehlen. Es liegen lediglich Schätzungen amerikanischer Wissenschaftler vor, die von bis zu 40.000 betroffenen Frauen in den USA ausgehen.
Die Symptome reichen von lokalen bis hin zu ausgeprägten systemischen Reaktionen. Brennen, Juckreiz, Rötungen und Schwellungen können Tage bis Wochen anhalten und mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl einhergehen. Systemreaktionen treten im Durchschnitt 30 Minuten nach dem Geschlechtsverkehr auf. Dazu gehören Urtikaria, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, Herzrasen, Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit.
Als auslösendes Allergen wurde eine Substanz aus dem Seminalplasma identifiziert, das sogenannte Kallikrein, ein Bestandteil des Prostataspezifischen Antigens (PSA). Da es bei allen Männern vorkommt, hilft es nicht, den Partner zu wechseln. Darüber hinaus können auch Nahrungsmittel oder Medikamente wie Nüsse oder Penicillin, die im Seminalplasma akkumulieren, zu allergischen Reaktionen führen. Reaktionen gegen Spermatozoen konnten bisher nicht nachgewiesen werden.
Als Therapie erster Wahl gilt die Verwendung von Kondomen. Im Fall eines Kinderwunsches existieren verschiedene Ansätze. Für eine Desensibilisierung wird Seminalplasma in einer Verdünnungsreihe intravaginal appliziert. Anschließend muss in regelmäßigem Abstand von 72 Stunden kondomfreier Geschlechtsverkehr erfolgen. Ein Überschreiten des Zeitfensters führt zu einem Zusammenbruch der Toleranz und erneutem Auftreten von Symptomen. Eine weitere Möglichkeit ist die Insemination mit Seminalplasma-freien Spermatozoen oder die prophylaktische Einnahme eines Antihistaminikums.