Sexualität und Schwangerschaft mit CED |
Auch Frauen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können sich in der Regel ihren Kinderwunsch erfüllen. Es gibt jedoch einiges zu beachten und zu planen. / Foto: Adobe Stock/pressmaster
Bei einer CED sind Darmabschnitte chronisch entzündet, die Betroffenen leiden unter schubweise auftretenden Bauchschmerzen und Durchfall. Morbus Crohn kann im gesamten Verdauungstrakt auftreten, mehrere Bereiche des Verdauungstraktes befallen und alle Schichten der Darmwand betreffen. Die Geschwüre der Colitis ulcerosa betreffen dagegen »nur« die innere Schleimhautschicht des Dickdarms. Die Entzündung der Darmschleimhaut breitet sich vom Mastdarm beginnend kontinuierlich unterschiedlich weit im Dickdarm aus. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa betreffen zusammen etwa 450.000 Menschen in Deutschland.
Oft erhalten Patienten die Erstdiagnose als Jugendliche oder im jungen Erwachsenenalter – eine Zeit, in der viele ihre ersten sexuellen Erfahrungen machten, wie die Gastroenterologin Dr. Elena Sonnenberg erklärt. Sie arbeitet an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und ist spezialisiert auf die Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Aus ihrer Praxiserfahrung und aus wissenschaftlichen Untersuchungen weiß sie, dass sich viele Patienten mit CED in ihrer Sexualität eingeschränkt fühlen, sich schämen, sie frei zu leben oder Beschwerden während des Verkehrs haben.
Theresa Weigl (29) aus Bayern und Stefanie Gorzize (37) aus Thüringen sind beide an einer CED erkrankt, Mütter und engagieren sich in der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV). Weigl ist im Arbeitskreis CED & Stoma aktiv, Stefanie Gorzize ist die Landesbeauftragte des DCCV in Thüringen. »Das Wichtigste ist eine vertrauensvolle Beziehung zum Partner und dass man mit ihm über seine Ängste bezüglich des Geschlechtsverkehrs spricht«, sagt Weigl im Gespräch mit PTA-Forum.
Mit 18 Jahren erhielt sie die Diagnose Colitis ulcerosa. Fünf Jahre hatte es gedauert von den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung. Zuletzt gehörten massive blutige Durchfälle zu ihrem Alltag. Mit ihrem Mann kam sie bereits mit 15 Jahren zusammen. Weigl erzählt: »Er kennt mich nur krank. Für ihn war es nie ein Problem, wenn ich während unserer intimen Stunde ins Badezimmer gehen musste. Es war vielmehr für mich vom Kopf her sehr belastend, weil ich Angst hatte, dass ich Stuhldrang entwickle und ihn nicht halten kann und dass die Intimität schmerzhaft sein könnte.«
Da ihr verschiedenste Medikamente nur kurze Zeit halfen, erhielt Weigl 2016 ein Stoma. Das war anfangs für sie »nicht so leicht zu verkraften«. Auch hier ihr Rat: Mit dem Partner sprechen, wovor beide im Bezug auf Sexualität Angst haben, was stören könnte. Mit einem Chirurgen sollten Frauen vor der Operation die Risiken eines Stomas besprechen und bei Kinderwunsch zudem das Thema Stoma und Schwangerschaft. Wer sein Stoma lieber verstecken möchte, kann dies auch mithilfe spezieller Stoma-Dessous tun.
Gorzize, deren Darmbeschwerden im Grundschulalter begannen, die aber die Diagnose Morbus Crohn erst neun Jahre später erhielt, ergänzt zum Thema Sexualität: »Der Geschlechtsverkehr sollte beiden Spaß machen. Hat eine Frau mit CED dabei Schmerzen, sollte sie Rat bei ihrer Gynäkologin suchen, ihren Unterleib untersuchen lassen und sich nach einer Gleitcreme erkundigen.«
Ärztin Sonnenberg fügt an, dass regelmäßige Beckenbodenübungen bei manchen Frauen die Schmerzen während des Aktes verringern und eingenommene Peristaltik-Hemmer die Darmtätigkeit unterdrücken können. Auch ermutigt sie Paare, verschiedene sexuelle Praktiken und Stellungen auszuprobieren, um möglichst eine schmerzfreie Lösung zu finden. Ist der männliche Partner von CED betroffen und leidet als Folge der Erkrankung an Erektionsstörungen, könnte er von der Einnahme des PDE-5-Hemmers Sildenafil profitieren, so die Ärztin.
Menschen mit CED haben häufiger Depressionen und Angstzustände als die restliche Bevölkerung. Beides kann die Sexualität negativ beeinflussen. Sonnenberg ermuntert daher Betroffene, sich an einen Psychotherapeuten zu wenden und bei sexueller Funktionsstörung eine Paartherapie zu erwägen oder sich mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen. »Die DCCV ist für CED-Betroffene und ihre Angehörigen gern Ansprechpartner. Wir bieten zu allen Fragen rund um die Erkrankung, also auch zu Sexualität und Schwangerschaft, eine Telefonberatung an, auch mit einem Psychologen. Zudem organisieren wir Arzt-Patienten-Seminare, vermitteln an Selbsthilfegruppen und übernehmen eine Umkreissuche für Ärzte, denn gerade im ländlichen Bereich ist es schwierig, einen Experten zu finden«, ergänzt Gorzize.