So werden Apotheken nachhaltiger |
In Apotheken gibt es viele kleine und größere Stellschrauben, die helfen, gleichzeitig Kosten zu verringern und die Umwelt zu schonen. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Eine Umfrage unter Studierenden der Pharmazie ergab, dass sie vor allem Handlungsbedarf in den Bereichen Wirtschaft und Industrie, Verkehr und Mobilität sowie Landwirtschaft und Ernährung sahen, wenn es darum geht, dem Klimawandel zu begegnen. Den Bereich Gesundheits- und Arzneimittelversorgung ordneten sie dagegen als deutlich weniger wichtig ein. Im Vergleich zur globalen Wirtschaft sind die Apotheken natürlich als Emittenten fast zu vernachlässigen. Durchschnittlich trägt eine Apotheke im Jahr mit 27 Tonnen zum Ausstoß von Kohlendioxid bei, alle deutschen Apotheken zusammen produzieren rechnerisch knapp 0,5 Millionen Tonnen. Trotzdem helfen jede Einsparung von Ressourcen und jede Verringerung von Abfällen der Umwelt. Bisher ist umweltgerechtes Arbeiten leider noch kein fester Bestandteil von Aus- oder Fortbildungen für PTA und Apotheker.
Die Firma Noventi, ein Dienstleister für den Gesundheitsmarkt, bietet den Apotheken in Deutschland an, unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) klimaneutral zu werden. Sie hat die Initiative »Zeichen setzen!« gestartet und Maßnahmen erstellt, die teilnehmende Apotheken umsetzen können. Zudem berechnet sie die CO2-Emissionen der einzelnen Apotheke und ermöglicht einen Ausgleich über ein Windkraftprojekt eines Impfstoffherstellers in Indien und ein Wasserkraftwerk in Brasilien. Erfüllt die Apotheke alle Kriterien, darf sie sich per Zertifikat »Klimaneutrale Apotheke« nennen.
Den größten Posten für die CO2-Bilanz stellt der Energieverbrauch mit Heizung, Strom und Mobilität dar. Dort zu sparen, verbessert die Nachhaltigkeitsbilanz am stärksten, ist aber auch mit den größten Investitionen verbunden. Die Gebäudedämmung, eine klimafreundliche Heizung und eine Solar- oder Photovoltaikanlage erfordern zunächst kostenintensive Umbauten, die sich allerdings unter dem Blickwinkel der Entwicklung der Energiepreise langfristig rechnen. Kurzfristig spart ein intelligentes Energiemanagement durchaus auch bares Geld. Hier ist es für die Apotheken sinnvoll, zunächst den Ist-Zustand aufzunehmen und dann zu überlegen, wo Einsparungen möglich sind.
Fast in jeder Apotheke gibt es Potenzial zum Stromsparen. Energiespartipps, die Umwelt- und Verbraucherorganisationen für den Haushalt geben, können natürlich auch am Arbeitsplatz Anwendung finden. Schon eine Reduktion der Helligkeit der Bildschirme macht sich im Verbrauch bemerkbar, abschaltbare Steckdosenleisten verhindern, dass Geräte im Standby-Modus Strom ziehen. Der Kühlschrank sollte an einem kühlen Ort mit ausreichend Abstand zur Wand stehen, Lüftungsschlitze auf der Oberseite frei bleiben, das Gefrierfach regelmäßig abgetaut werden. Die Spülmaschine im Sparprogramm und nur voll beladen zu starten, spart nach Berechnungen des World Wildlife Funds im Jahr durchschnittlich 80 kg CO2 und 35 Euro. Stoßlüften für wenige Minuten statt eines dauerhaft gekippten Fensters in der kalten Jahreszeit bringt noch einmal 610 kg und 80 Euro jährliche Ersparnis, das Absenken der Raumtemperatur um nur ein Grad 450 kg und 35 Euro.
Seit der Öffnung des Strommarktes im Jahr 1998 haben sich zunehmend mehr Händler von Ökostrom etabliert, sodass der Wechsel dorthin heutzutage nicht mehr mit höheren Kosten verbunden sein muss. Kunden sollten darauf achten, dass der grüne Strom von einem zertifizierten Anbieter kommt. Der Verein EnergieVision vergibt das ok-power-Siegel, das führende Gütesiegel für Ökostromprodukte in Deutschland. Daneben zertifizieren auch der TÜV Süd und der TÜV Nord die Anbieter von Strom aus regenerativen Quellen.