So werden Apotheken nachhaltiger |
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Mobilität der Apotheke und ihrer Mitarbeiter. Für den Botendienst nutzen die meisten Apotheken ein Auto, einige Apotheker haben bereits auf die Variante mit Elektromotor umgestellt. Das bringt zumindest für die Luftqualität in den Städten einen Vorteil, macht aber erst richtig Sinn, wenn es auch mit grünem Strom betankt werden kann. Solange aus der Steckdose noch Strom aus dem Kohle- oder Atomkraftwerk fließt, ist der Effekt auf die Umwelt gering.
Viele Apotheker haben auch E-Bikes und Lastenräder für den Botendienst angeschafft. Das ist eine gute Investition, wenn die meisten Kunden in einem Umkreis von nur wenigen Kilometern beliefert werden sollen. Entsprechend der Apothekenbetriebsordnung muss die Apotheke bei der Auslieferung von Arzneimitteln dafür sorgen, dass die geltenden Temperaturbedingungen eingehalten werden. Wie auch für den Großhandel gelten die Good Distribution Practice-Leitlinien der EU. Eine Kühlbox auf dem Rad, die das gewährleistet, ist deshalb ein absolutes Muss.
Für Apotheken, die ihren Botendienst stark ausgebaut haben, lohnt sich eine Software, die die Touren optimiert und so Zeit und Ressourcen spart. Neben den Programmen der Anbieter für Apothekensoftware gibt es auch unabhängige Programme mit Schnittstellen zu Kassensystem und Warenwirtschaft.
Neben dem Fuhrpark der Apotheke spielt auch die Mobilität der Mitarbeiter eine Rolle für die Ökobilanz der Apotheke. Während es in den Städten oft einfach ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren, bleibt den Mitarbeitern in ländlichen Gebieten oft nichts anderes übrig, als das Auto für den Arbeitsweg zu nutzen. In vielen Gegenden fehlen ein gut abgestimmter Nahverkehr und ausgebaute Radwege. Da ist es sinnvoll, über Fahrgemeinschaften nachzudenken und die Dienstpläne der Mitarbeiter entsprechend zu gestalten.
Neben Strom und Kraftstoff verbrauchen Apotheken noch jede Menge anderer Ressourcen. Ein effizienter Einsatz ist ökologisch sinnvoll und senkt die Kosten für die Apotheke. Die im Jahr 2020 in Kraft gesetzte Bonpflicht hat zu einer Papierflut geführt, die die Apotheken ein wenig eindämmen können, wenn sie ihren Kunden die Bons digital ausgeben. Selbst das Bundesumweltamt räumt ein, dass die Bonpflicht ökologisch bedenklich ist. Die meisten Bonrollen enthalten Bisphenol S, nachdem im Jahr 2020 der Zusatz des bis dahin üblichen Bisphenol A wegen seiner Toxizität verboten wurde. Forscher haben bereits im Jahr 2018 davor gewarnt, dass auch Bisphenol S im Tierexperiment eine Hormonwirkung zeigt. Eine Firma aus dem Schwarzwald bietet ein farbentwicklerfreies Thermopapier für Bons und Etiketten an. Viele Supermärkte und auch Apotheken haben bereits auf die blauen Bons umgestellt.
Umweltbewusste Apotheken benutzen für Drucker und Kopierer Recyclingpapier und drucken beidseitig. Auch bereits einseitig bedrucktes Papier ergibt noch Schmierzettel oder kann auf der Rückseite mit internen Inhalten bedruckt werden. Klammerfreie Tacker haben neben dem Umwelteffekt den Vorteil, dass nie wieder die Heftklammern ausgehen.
Die Umstellung auf ein papierloses Büro hat in vielen Apotheken bereits begonnen. Steuerbüros und Großhändler bieten Dokumente in elektronischer Form an. Grundvoraussetzung ist selbstverständlich eine konsequente Datensicherung. Doch auch das papierlose Büro verbraucht noch Ressourcen. Für die Herstellung elektronischer Speichermedien sind Energie und Rohstoffe erforderlich, die Computer selbst verbrauchen Energie und auch die zentralen Server, deren Anzahl immer weiter zunimmt. Die Speicherung von 250 Gigabyte verbraucht pro Jahr 66 kWh und erzeugt 31 kg CO2. Nicht mehr benötigte Daten, E-Mails oder Fotos sollten deshalb dauerhaft gelöscht werden.
Die Lockdowns der letzten beiden Jahre haben die Entwicklung der digitalen Kommunikation extrem beschleunigt. Online-Fortbildungen sind beliebter denn je, denn sie sparen Fahrzeit und -Kilometer. Sie hinterlassen aber auch einen CO2-Fußabdruck. Das Öko-Institut e. V. schätzt jedoch ein, dass Videokonferenzen, die lange Dienstreisen unnötig machen, in erheblichem Umfang zur Einsparung von Treibhausgas-Emissionen beitragen. Der täglichen Werbeflut kann man begegnen, indem man unerwünschte Sendungen zurückschickt und Hochglanzprospekte, Werbeflyer und sinnlose (Plastik!-) Zugaben beim Vertreter direkt ablehnt.