Social Media für Jugendliche |
Die ständigen Benachrichtigungen über neue Fotos, Reels, Videos und Nachrichten macht es schwer, sich vom Smartphone zu lösen. Dient die exzessive Nutzung von Social Media dazu, Gefühle von Einsamkeit, sozialer Isolation und Kontrollverlust, Stress und anderen negativen Gefühle zu kompensieren, seien Betroffene besonders gefährdet, eine Sucht zu entwickeln, sagt Professor Dr. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter am DZSKJ in einer Pressemitteilung zur Studie. Diese zeige sich durch Unruhe, Angst, Aggressivität und Widersetzen, wenn die Social-Media-Nutzung verwehrt wird. Schulische und familiäre Verpflichtungen werden vernachlässigt, um weiter in sozialen Netzwerken sein zu können. Virtuelle Kontakte erscheinen wichtiger als reale Freundschaften, Hobbys und Lieblingsaktivitäten werden nicht mehr wahrgenommen. Eltern oder andere nahestehende Personen werden in Bezug auf den Umfang der Nutzung getäuscht. Zudem werden negative Konsequenzen wie Stress, Schlafentzug und Strafen für die Nutzung in Kauf genommen.
Laut Thomasius führt eine exzessive Mediennutzung oft zu Kontrollverlust mit weitreichenden Folgen. »Da persönliche, familiäre und schulische Ziele in den Hintergrund treten, werden alterstypische Entwicklungsaufgaben nicht angemessen gelöst«, erklärt er. Ein Stillstand in der psychosozialen Reifung sei die Folge.
Jugendliche von Social Media fernzuhalten, ist dennoch keine gute Idee. Sie gehören zur heutigen Jugendkultur und haben einen festen Platz im Alltag junger Menschen. Aus Expertensicht ist es für Eltern deshalb wichtig, Social-Media-Kanäle selbst auszuprobieren. Wer Vorteile und Risiken einzelner Netzwerke selbst kennengelernt hat, kann in kritischen Situationen ein kompetenterer Ansprechpartner sein. Zudem wird empfohlen, im Austausch über konsumierte Inhalte zu bleiben, Profile gemeinsam anzuschauen und Möglichkeiten zum Selbstschutz zu besprechen. Beeinflusst ein Account den inneren Selbstwert oder führt zu Selbstzweifeln, sollte man ihm entfolgen. Stellt sich das Gefühl ein, nicht auf dem Laufenden bleiben zu können, wenn man nicht permanent online ist, können Benachrichtigungsfunktionen ausgeschaltet und Zeitbegrenzungen für einzelne Apps aktiviert werden. Die Beschränkung der Kontaktaufnahme und das Einsehen des Profils ausschließlich durch Freunde stellen sicher, dass keine unerwünschten Kontaktaufnahmen erfolgen.
Ebenfalls notwendig ist das Sprechen darüber, welche Informationen unbedenklich sind und welche besser nicht preisgegeben werden sollten. Eltern sollten dafür sensibilisieren, dass Fotos, Videos und Kommentare, die heute unterhaltsam sind, morgen peinlich sein können. Informationen die einmal im Netz sind, lassen sich kaum mehr entfernen, zudem können andere Nutzer die Bilder kopieren, downloaden, bearbeiten und anderweitig verwenden.