Stäbchen beim Ohrenreinigen tabu |
Barbara Döring |
31.08.2023 15:00 Uhr |
Wenn sich übermäßig viel Ohrenschmalz bildet, ist ebenfalls vom Gebrauch von Ohrenstäbchen abzuraten. Die Ohren sollten dann am besten regelmäßig von einem HNO-Arzt gereinigt werden. Wer es zu Hause probieren will, nutzt dafür sogenannte Cerumenolytika. Die Ohrentropfen oder Reinigungssprays weichen mithilfe von Alkohol und Glycerol (zum Beispiel Otowaxol®) oder Meerwasserlösung (zum Beispiel Audispray®) das Ohrenschmalz auf, sodass es besser abfließen kann. Während die Tropfen fünf bis zehn Minuten einwirken, wird der Gehörgang mit Watte verschlossen. Das aufgeweichte Schmalz wird dann zum Beispiel mit einer ballonförmigen Ohrenspritze, in die lauwarmes Wasser gefüllt wird, ausgespült. Sie sollte nicht zu tief in den Gehörgang eingeführt und durch sanften Druck entleert werden. Noch im zusammengedrückten Zustand wird sie wieder aus dem Gehörgang entfernt, sodass kein Unterdruck entsteht. Bei Reinigungssprays verhindert ein spezieller Sprühknopf Überdruck am Trommelfell.
Als Hausmittel eignen sich zum Aufweichen erwärmtes Mandel- oder Olivenöl. Von der Verwendung von Ohrenkerzen aus der Alternativmedizin wird abgeraten, da sie zu ernsthaften Verletzungen führen können.
Bevor der Arzt Ohrenschmalz oder einen Pfropf im Ohr entfernt, wird er den Gehörgang mit einem Otoskop genau begutachten. Zur Reinigung nutzt er in der Regel eine stumpfe Kürette oder einen Haken, manchmal auch eine Saugspritze. Eine Ohrspülung mit warmem Wasser oder einer Lösung mit Wasserstoffperoxid kommt dann infrage, wenn keine Infektion oder Entzündung vorliegt und das Trommelfell intakt ist. Sonst könnte die Flüssigkeit ins Innenohr gelangen und eine Otitis media begünstigen.
Viele Kinder bilden zu viel Ohrenschmalz. Doch auch hier sind Ohrenstäbchen tabu. Erst recht, weil Kinder oft nicht stillhalten können und so schnell Verletzungen durch ruckartige Bewegungen entstehen. Kinderärzte raten Eltern, das Ohrenschmalz der Kinder regelmäßig vom HNO-Arzt entfernen zu lassen. Sammelt sich zu viel Cerumen an, kann es das Hörvermögen beeinträchtigen. Zudem erschwert übermäßig viel Drüsensekret bei der Vorsorgeuntersuchung dem Kinderarzt den Blick ins Ohr. Je nachdem, wie stark die Sekretproduktion ist, wird der HNO-Arzt alle drei bis zwölf Monate die Ohren reinigen.
Zwischendurch reicht es, die Ohren maximal bis zum Anfang des Gehörgangs mit einem Waschlappen und warmem Wasser zu säubern. Nicht selten geraten bei Kindern Fremdkörper wie Perlen in den Gehörgang. Sie bleiben oft unbemerkt, bis sie eine Entzündung verursachen. Der Arzt kann sie in den meisten Fällen problemlos mit einer speziellen Zange entfernen. Hat sich ein lebendes Insekt ins Ohr verirrt, wird er es mit einem Betäubungsmittel oder Alkohol betäuben und kann es dann mit einer Pinzette fassen.