Stuhltransplantation – mit Fäkalien heilen |
Eine Stuhltransplantation erfolgt beispielsweise als Einlauf einer homogenisierten Lösung in den Dickdarm. / © Adobe Stock/Microgen
Es klingt zunächst befremdlich: Kranke Menschen sollen durch den Kot eines anderen geheilt werden. Dahinter steckt der Gedanke, dass eine Stuhlspende einer gestörten Darmflora wieder zu gesunder Vielfalt verhelfen kann. Erste Versuche in der Richtung beschrieb der deutsche Arzt Christian Paullini bereits im 17. Jahrhundert in seinem Lehrbuch (Heilsame Dreck-Apotheke). Heilkundler in China sollen sogar schon im vierten Jahrhundert die innere Fäzes-Anwendung getestet haben.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Stuhltransplantation, auch fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) genannt, zu einer anerkannten medizinischen Therapie entwickelt. Bisher sind die Einsatzgebiete noch limitiert – doch viele Forschende sehen in der Restauration des Darmmikrobioms einen Schlüssel zu bislang schwer behandelbaren Krankheiten.
Im menschlichen Verdauungstrakt leben rund 100 Billionen Mikroorganismen – Bakterien, Viren, Pilze und verschiedene andere einzellige Lebewesen. Zusammen bilden sie das Darmmikrobiom, ein komplexes Ökosystem, das nicht nur die Verdauung beeinflusst, sondern über verschiedene Botenstoffe auch das Immunsystem, den Hormonhaushalt, den Stoffwechsel und sogar die Psyche. Gerät das fein abgestimmte Gleichgewicht aus der Balance, kann das schwerwiegende Folgen für den gesamten Organismus haben. Eine häufige Ursache für eine solche Dysbiose sind längere oder wiederholte Antibiotikabehandlungen.
Besonders drastisch zeigt sich das bei wiederkehrenden Infektionen mit Clostridioides difficile (CDI): Diese Bakterien, vereinfacht oft Clostridien genannt, verursachen schwere Durchfälle. Eine gesunde Darmflora hält sie in Schach. Wird das Mikrobiom jedoch durch eine Antibiotikatherapie geschädigt, können sich die Clostridien explosionsartig vermehren und Giftstoffe produzieren. In schweren Fällen kann die Darmentzündung tödlich verlaufen.
Die meisten Infektionen entstehen im Krankenhaus (nosokomial). Ihre Therapie ist oft schwierig, weil die Erreger gegen viele gängige Antibiotika Resistenzen entwickeln. Zudem verstärkt die antibiotische Behandlung die Dysbiose. Bei etwa einem Viertel der Patienten kehren die Symptome einige Wochen nach der ersten Infektion zurück. Oft entsteht ein Teufelskreis aus kurzfristigen Therapieerfolgen und erneuten Erkrankungen. Mit jedem Rezidiv steigt das Risiko für ein weiteres.