Stuhltransplantation – mit Fäkalien heilen |
Prinzipiell besteht bei einer FMT immer die Gefahr, dass nicht nur erwünschte, gesundheitsfördernde Mikroorganismen, sondern auch potenzielle Krankheitserreger in den Darm des Empfängers gelangen.
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) berichtete 2019 von zwei Patienten, die sich durch eine Stuhltransplantation von demselben Spender mit multiresistenten Keimen infizierten und schwer erkrankten; einer starb daran. Um das zu vermeiden, fordert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) umfangreiche Gesundheitsprüfungen für potenzielle Spender. Dazu gehören Stuhluntersuchungen auf über 30 verschiedene Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten, etwa multiresistente Keime, Salmonellen und SARS-CoV-2.
Das Blut muss zudem zum Beispiel auf Hepatitis-, Epstein-Barr- und HI-Viren getestet werden. Wer sich im letzten halben Jahr ein Tattoo oder Piercing hat stechen lassen, ist ebenso von einer Stuhlspende ausgeschlossen wie Krankenhauspersonal oder Landwirte. Das Gleiche gilt für Menschen, die zum Beispiel an Adipositas, Depressionen oder Allergien leiden. Dadurch möchte man das Risiko minimieren, dass ein Stuhltransfer unerwünschte immunologische oder metabolische Prozesse im Darm des Empfängers aktiviert. Sind alle Vorgaben erfüllt, wird die Stuhlspende acht Wochen bei -80 °C tiefgefroren und der Spender ein weiteres Mal auf Infektionen getestet. Erst danach darf der Arzt den Transfer durchführen.
In den USA wurde Ende 2022 ein erstes Arzneimittel aus menschlichen Fäkalien zugelassen (RebyotaTM). Es steht dort Patienten mit wiederkehrenden CDI zur Verfügung, die es nach einer Antibiotikatherapie als Einlauf erhalten können. Kurz darauf erfolgte die Zulassung eines ähnlichen Präparats zur oralen Anwendung (VowstTM). Auch bei diesen Medikamenten weist die FDA jedoch darauf hin, dass ein Restrisiko für übertragbare Erkrankungen bestehen bleibt. Ob derartige Arzneimittel in näherer Zukunft auch in Europa zur Zulassung kommen, ist derzeit nicht absehbar.
Die Hoffnungen, die Menschen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen in eine Stuhltransplantation setzen, sind groß – der ärztlichen Anwendung jedoch enge rechtliche Grenzen gesetzt. Manch einer kommt deshalb auf die Idee, sie in Eigenregie durchzuführen. Im Internet kursieren dafür diverse Anleitungen. Vor einem solchen Do-it-yourself-Versuch sollte das Apothekenteam ausdrücklich abraten: Er birgt ein erhebliches Infektionsrisiko. Langfristiges Ziel der Forschung ist es, herauszufinden, welche Bestandteile des Darmmikrobioms therapeutisch wirksam sind. Vielleicht, so die Hoffnung, könnte man diese dann rekombinant herstellen und gezielt einsetzen.