Süßer Duft, aber tückischer Inhalt |
Barbara Döring |
31.05.2024 08:00 Uhr |
Alle Pflanzenteile der Zypressen-Wolfsmilch sind durch den Milchsaft giftig, der vor allem Diterpenester vom Ingenan-Typ enthält, sogenannte Cyparissias-Faktoren. Sie verursachen bei äußerlichem Kontakt starke Hautirritationen wie schmerzhafte Blasen und Juckreiz. Nach dem Verzehr kommt es zu starken Entzündungen der Schleimhaut in Mund und Rachen. Zudem sind Erbrechen, Bauchkrämpfe, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Delir und Kreislaufkollaps möglich. Die enthaltenen Gifte haben auch eine tumorpromovierende Wirkung, das heißt, sie können »schlafende Tumorzellen« zum Wachstum bringen.
Gelangt der klebrige Pflanzensaft in die Augen, lässt er sich nur schwer entfernen und kann Bindehaut- und Hornhautentzündungen verursachen. Die Zypressen-Wolfsmilch ist auch für manche Tiere wie Kühe und Pferde giftig. Zwar meidet Weidevieh die Pflanze wegen ihres scharfen Geschmacks. Doch die Giftwirkung bleibt beim Trocknen erhalten, sodass Vergiftungen beim Verzehr von Heu vorkommen. Für die Raupen des Wolfsmilchschwärmers ist die Zypressenwolfsmilch ein Leibgericht. Sie fressen sich daran satt und werden so selbst für Fressfeinde giftig.
Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte man Pflanzenteile sofort aus dem Mund entfernen und eine der Giftnotrufnummern (siehe unten) oder den Notruf 112 wählen. Die Giftinformationszentren bieten rund um die Uhr telefonische Beratung bei Vergiftungen oder im Verdachtsfall. Als Erste Hilfe wird empfohlen, ein Glas stilles Wasser, Tee oder Saft zu trinken, um das Gift im Magen zu verdünnen. Auch die Gabe von medizinischer Kohle ist sinnvoll.
Bei Aufnahme größerer Mengen ist eine ärztliche Behandlung angezeigt. Gelangt der Milchsaft auf die Haut, sollte die betroffene Stelle gründlich mit Wasser abgespült werden. Bei Augenkontakt empfehlen sich eine Spülung mit lauwarmem Wasser über mehrere Minuten und eine Behandlung durch den Arzt.
In der Volksheilkunde fanden die Samen und der Milchsaft gegen Verstopfung Anwendung. Auch zur Abtreibung wurde die Pflanze verwendet – was in der Folge oft zu einer schweren Vergiftung oder zum Tod der Frau führte. Äußerlich auf Warzen oder Hühneraugen aufgetragen soll der Milchsaft die verhärteten Hautstellen wegätzen. Dabei drohen allerdings starke Hautreizungen. Eine innerliche Anwendung ist wegen der Giftwirkung obsolet. In der Homöopathie wird die Zypressen-Wolfsmilch etwa bei Hautausschlägen oder beklemmender Atmung mit trockenem Husten verwendet.