Therapie hinterlässt Spuren auf der Haut |
Urtikarielle Hauteffloreszenzen sind die zweithäufigste Form der kutanen Arzneimittelnebenwirkungen. Sie äußern sich mit Quaddeln, Juckreiz, Brennen, Rötung, Schwellung und mitunter einem Angioödem im Gesicht, Hand oder Fußrücken – und das bereits Minuten nach der Einnahme des Auslösers. Es können sowohl allergische als auch pseudoallergische Mechanismen zugrunde liegen. In der Praxis kann das schwer zu unterscheiden sein. Die durch IgE-Antikörper vermittelte Typ-I-Überempfindlichkeitsreaktion löst eine akute generalisierte Urtikaria aus. Ein Beispiel ist die allergische Reaktion auf Beta-Lactam-Antibiotika, zu denen Cephalosporine und Penicilline gehören.
Staubach gibt zu bedenken, dass vor allem im Kindesalter parainfektiöse Exantheme häufig als kutane Arzneimittelreaktionen fehlinterpretiert werden, zum Beispiel nach einer Amoxicillin-Einnahme. »Wenn dabei nicht exakt diagnostiziert wird, wird dann oft vorschnell auch in Zukunft auf Penicilline verzichtet, weil angeblich eine Allergie vorliegt.« Die Dermatologin empfiehlt deshalb, etwa einen Monat nach dem Exanthem den IgE-Antikörperspiegel bestimmen zu lassen. »Nur wenn die Hautreaktion vom Soforttyp war, wird IgE gebildet. Dann liegt eine Penicillinallergie vor und man sollte den Arzneistoff und andere kreuzreagierende Medikamente meiden. Eine allergologische Abklärung muss hier erfolgen. Gegebenenfalls wird ein Allergiepass ausgestellt. Der Beweis auf die Verträglichkeit eines Medikamentes kann durch keinen Haut- oder Labortest zu 100 Prozent erfolgen. Bei allen anderen verzögert auftretenden Exanthemen gibt es keine Laborwerte in der Routine, die man bestimmen könnte. Die Reaktion kann nicht laborchemisch einem Arzneistoff zugeordnet werden.«
Bei allen anderen Exanthemen, die auftreten, kann das verantwortliche Medikament am ehesten durch die Anamnese eruiert werden. Parainfektiöse Reaktionen sind nicht selten. Wichtig ist, dass ein Voranschreiten plus der Befall der Schleimhäute wie Rötungen der Konjunktiven oder Mundschleimhautbeteiligung einen schwereren Verlauf anzeigen. Hier sei unbedingt die Empfehlung eines sofortigen Arzt- beziehungsweise Krankenhausbesuches auszusprechen, so Staubach.
Art der kutanen Nebenwirkung | Symptome/Beschreibung | Beispiele für auslösende Arzneistoffe |
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Fotosensibilisierung | erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut | Tetracycline (insbesondere Doxycyclin), Hydrochlorothiazid, Amiodaron |
makulöses oder makulopapulöses Exanthem | klein- oder großfleckiges Exanthem, das dem Ausschlag bei Röteln oder Masern ähneln kann | Antibiotika, Antiepileptika, Allopurinol, Nevirapin, Sulfamethoxazol, NSAR |
fixes Arzneimittelexanthem | Exanthem bildet sich bei erneuter Exposition genau an denselben Hautstellen wieder | Tetracycline, Gyrasehemmstoffe, Dapson, NSAR |
Soforttyp-Reaktionen wie Urtikaria | Juckreiz infolge einer allergischen Überempfindlichkeit | Penicilline, Analgetika, Röntgenkontrastmittel, Anästhetika, Muskelrelaxanzien, Lokalanästhetika, Volumenersatzmittel |
Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse (SJS/TEN) | epidermale Blasen und Nekrosen, die zur Abschälung der Epidermis und Mucosa führen | Allopurinol, Carbamazepin, Cotrimoxazol, Phenylbutazon, Phenytoin, Piroxicam, Sulfonamide |
Hypersensitivitätssyndrom (DRESS-Syndrom, Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms) | hypererge Reaktion mit generalisiertem Exanthem, Fieber, Eosinophilie, Lymphozytose und Beteiligung innerer Organe (Hepatitis, Nephritis, Pneumonie, Perikarditis, Myokarditis) | Antikonvulsiva, Sulfonamide, Aminopenicilline, NSAR, Allopurinol |
akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP) | schweres, potenziell lebensbedrohliches Arzneimittelexanthem | Antiinfektiva wie Aminopenicilline und Makrolide |