Tipps für ein langes Leben |
In Okinawa halten sich die Menschen an eine bemerkenswerte Regel: »Hara Hachi Bu«. Das bedeutet so viel wie: Iss nur, bis du zu etwa 80 Prozent satt bist. Diese bewusste Kalorienreduktion könnte auch einer der Gründe für die außergewöhnliche Langlebigkeit sein. Sie wirkt vermutlich positiv auf Stoffwechsel, Entzündungswerte und Zellalterung. Auch in den anderen blauen Zonen wird maßvoll, langsam und achtsam gegessen, meist ohne Überessen und ständiges Snacken zwischendurch.
In Sardinien und Ikaria gehört ein Glas Wein zum Abendessen – aber immer in Maßen und in Gesellschaft. Entscheidend ist dabei nicht der Alkohol, sondern das Ritual: gemeinsames Essen, Gespräche und Entspannung. Das Ritual zählt mehr als der Alkohol. Die Weltgesundheitsorganisation WHO betont: Es gibt keine sichere Alkoholmenge. Auch Tee oder alkoholfreie Getränke erfüllen denselben sozialen Zweck – ganz im Sinne der Blue-Zone-Philosophie: bewusst genießen, ohne Übermaß.
Die älteren Menschen in den Blue Zones »trainieren« nicht – sie bewegen sich einfach regelmäßig im Alltag. Ob Gartenarbeit, Holz hacken, Wasser holen, Spazieren oder Tanzen: Die Bewegung ist funktional, moderat, aber konstant. So bleiben die Bewohner der blauen Zonen im hohen Alter körperlich aktiv. Es gibt keine Sitzkultur, wie sie in den Industrienationen weit verbreitet ist. Fernsehen, Autofahren und Büroarbeit sind dort eher die Ausnahme als die Regel. Die tägliche Aktivität ist nicht sportlich-extrem, sondern eingebettet in ein sinnvolles Tun – mit direktem Nutzen und sozialer Interaktion.
Denn Einsamkeit ist ein Risikofaktor für viele Krankheiten, beispielsweise Demenz. Anders gesagt: Sozialer Zusammenhalt unter Freunden und in der Familie und das Einbringen in die Gemeinschaft macht glücklich, ausgeglichen und gesund. In den Blue Zones wird Familie großgeschrieben: Die Menschen dort leben oft in Mehrgenerationenhaushalten. Sie pflegen regelmäßige soziale Kontakte, etwa beim gemeinsamen Musizieren, Tanzen oder Kochen, und übernehmen Aufgaben in der Gemeinschaft mit Familie und Freunden. In Loma Linda beispielsweise treffen sich viele Menschen der adventistischen Gemeinschaft regelmäßig in Gruppen – mit einem Fokus auf Spiritualität, Austausch und einem gesunden Lebensstil. Diese starke soziale Einbindung scheint ebenso lebensverlängernd zu wirken wie eine gute Ernährung.
Chronischer Stress beschleunigt die Zellalterung und erhöht das Risiko für zahlreiche Krankheiten. Ob Meditation (Loma Linda), Mittagsschlaf (Ikaria), Teerituale (Okinawa), Spiritualität oder gemeinsames Kochen oder Singen: In den Blue Zones haben die Menschen tägliche Rituale zur Stressbewältigung. Diese bewussten Pausen schaffen Raum für Erholung – körperlich und mental.
Die langlebigen Älteren berichten außerdem von einem klaren Lebenssinn – ob durch Familie, Gartenarbeit, Ehrenamt oder spirituelle Aufgaben. Dieser hält sie auch mit 90 oder gar 100 Jahren noch fit und motiviert. Die Japaner nennen es »Ikigai« – den Grund, morgens aufzustehen. In Nicoya heißt es »Plan de Vida« – der Lebensplan. Diese mentale Ausrichtung macht nicht nur glücklich, sondern trägt auch zu mehr Resilienz und körperlicher Gesundheit bei.