Trio zum Herbstanfang |
Sven Siebenand |
14.10.2025 08:00 Uhr |
Die Neurofibromatose Typ 1 (NF1) ist selten und entsteht durch Mutationen im NF1-Gen, das für Neurofibromin kodiert. Die Erkrankung führt zum Beispiel zu abnormer Pigmentierung, Skelettdeformationen und neurologischen Komplikationen. Viele Betroffene entwickeln sogenannte plexiforme Neurofibrome (PN). Das sind gutartige Geschwulste aus Nerven- und Bindegewebszellen, die sich auf der Haut am ganzen Körper, in den inneren Organen und im Gehirn bilden können. Eine operative Entfernung der Tumoren ist oft nicht möglich, da sie mit gesunden Nerven und Gewebe verflochten sind.
Der neue Wirkstoff Mirdametinib (Ezmekly® Hartkapseln und Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen, Springworks Therapeutics) ist zugelassen für die Behandlung von symptomatischen, inoperablen PN bei pädiatrischen und erwachsenen NF1-Patienten ab einem Alter von zwei Jahren. Der vor einigen Jahren zugelassene Wirkstoff Selumetinib darf in dieser Indikation ab einem Alter von drei Jahren bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz kommen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der europäischen Zulassungsbehörde EMA hat aber kürzlich empfohlen, dass auch Selumetinib bei Erwachsenen zukünftig zum Einsatz kommen darf.
Beide Wirkstoffe zählen zur Klasse der MEK-Hemmer. Bei NF1 ist das Enzym MEK überaktiv, was zum Wachstum von PN auf Nervenzellen führt. Durch das Blockieren von MEK schrumpfen diese Tumoren.
Patienten nehmen Mirdametinib zweimal täglich im Abstand von zwölf Stunden ein. Die empfohlene Einzeldosis liegt bei jeweils 2 mg/m2 Körperoberfläche. Nach drei Wochen erfolgt eine einwöchige Therapiepause. Dieser Zyklus wird so lange fortgesetzt, bis sich die Erkrankung verschlechtert oder die Nebenwirkungen nicht mehr akzeptabel sind.
Laut Fachinformation ist Vorsicht geboten bei gleichzeitiger Anwendung von Mirdametinib und Arzneimitteln, die bekanntermaßen Uridindiphosphat-Glucuronosyltransferase-(UGT)- und Carboxylesterase-(CES)-Enzyme anregen oder hemmen, etwa Probenecid, Diclofenac und Rifampicin.
Bei Erwachsenen wurden unter Behandlung mit Ezmekly am häufigsten folgende Nebenwirkungen beobachtet: akneiforme Dermatitis, Durchfall, Übelkeit, erhöhte Kreatinphosphokinase-Blutwerte, Schmerzen der Skelettmuskulatur, Erbrechen und Fatigue. Zu den häufigsten Nebenwirkungen bei Kindern zählen erhöhte Kreatinphosphokinase-Blutwerte, Durchfall, akneiforme Dermatitis, Schmerzen der Skelettmuskulatur, Bauchschmerzen, Erbrechen und Kopfschmerzen.
Patienten sind anzuweisen, neu auftretende Sehstörungen zu melden. Vor Einleitung der Behandlung, in regelmäßigen Abständen während der Behandlung und immer dann, wenn ein Patient neu auftretende oder sich verschlimmernde Sehstörungen wie verschwommenes Sehen meldet, ist eine umfassende ophthalmologische Untersuchung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erforderlich. Bei Nebenwirkungen, die die Augen betreffen, muss die Mirdametinib-Therapie je nach Schweregrad der Nebenwirkung unterbrochen und anschließend die Dosis reduziert oder die Behandlung dauerhaft abgesetzt werden.
Gebärfähige Frauen sind zu informieren, dass Mirdametinib den Fetus schädigen kann und eine Schwangerschaft während der Behandlung mit dem Wirkstoff zu vermeiden ist. Es wird empfohlen, vor Einleitung der Behandlung bei gebärfähigen Frauen einen Schwangerschaftstest durchzuführen. Sowohl weibliche als auch männliche Patienten sind anzuweisen, während der Behandlung und für sechs Monate beziehungsweise drei Monate nach der letzten Dosis wirksame Verhütungsmittel anzuwenden.
Ezmekly darf während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, nicht angewendet werden. Das Stillen sollten Frauen während der Behandlung unterbrechen und erst eine Woche nach der letzten Dosis wieder fortsetzen.