Trio zum Herbstanfang |
Sven Siebenand |
14.10.2025 08:00 Uhr |
Das Multiple Myelom ist eine aggressive Form von Blutkrebs. Die im Knochenmark gebildeten Plasmazellen werden dabei angegriffen. Einige neue Medikamente haben das Behandlungsspektrum in den vergangenen Jahren verbessert, heilbar ist die Erkrankung aber bis dato nicht.
Der neue Antikörper Linvoseltamab (Lynozyfic® Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Regeneron) ist eine neue Therapieoption. Er ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplem Myelom, die zuvor bereits mindestens drei Therapien erhalten haben, darunter einen immunmodulatorischen Wirkstoff, einen Proteasom-Inhibitor und einen Anti-CD38-Antikörper, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben.
Als bispezifischer Antikörper bindet Linvoseltamab einerseits an das B-Zell-Reifungsantigen (B-cell maturation antigen, BCMA) auf Plasmazellen und andererseits an das Protein CD3 auf T-Zellen. Dadurch werden die beiden Zellen einander angenähert und die T-Zellen zur Abtötung der Myelomzellen stimuliert. Dieser Wirkmechanismus ist allerdings nicht wirklich neu. Auch die bereits verfügbaren Antikörper Elranatamab und Teclistamab verfolgen dieses Wirkprinzip. Auch sie sind in der Indikation von Linvoseltamab zugelassen.
Lynozyfic wird als intravenöse Infusion verabreicht. Die Behandlung wird in den ersten 13 Wochen einmal wöchentlich verabreicht, wobei die Dosis in den ersten drei Wochen schrittweise erhöht wird. Danach wird der neue Antikörper alle zwei Wochen verabreicht. Ab Woche 24 kann er je nach Ansprechen auf die Behandlung alle vier Wochen verabreicht werden.
Um das Risiko der Entwicklung eines Zytokin-Freisetzungssyndroms und von infusionsbedingten Reaktionen zu verringern, erhalten die Patienten eine Vorbehandlung mit Dexamethason, Antihistaminikum und Paracetamol, bis sie zwei vollständige Dosen des Antikörpers erhalten haben, ohne dass diese Nebenwirkungen auftraten. Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Muskel-Skelett-Schmerzen, Zytokin-Freisetzungssyndrom, Neutropenie, Husten, Durchfall, Anämie, Müdigkeit, Lungenentzündung und Infektionen der oberen Atemwege. Einem Warnhinweis in der Fachinformation zufolge ist die Behandlung mit Linvoseltamab bei Patienten mit aktiven Infektionen zu vermeiden.
Patientinnen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für mindestens fünf Monate nach der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Die Anwendung des Wirkstoffs bei Schwangeren und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Zudem sollte während der Behandlung mit Lynozyfic und für mindestens fünf Monate nach der letzten Dosis das Stillen ausgesetzt werden.