Tropenviren am Mittelmeer |
Das Dengue-Virus wird durch den Stich einer infizierten Stechmücke der Gattung Aedes übertragen. / Foto: Adobe Stock/smuay
Tropische Mückenarten wie die Gelbfiebermücke Aedes aegypti und die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus sind in ihrer Verbreitung längst nicht mehr nur auf die Tropen beschränkt. In europäischen Ländern wie Kroatien, Frankreich, Italien oder Spanien kommt es seit einigen Jahren immer wieder vereinzelt zu Dengue-Infektionen. Auf Madeira ist das Virus gar endemisch.
Erst vor wenigen Tagen wurde eine vor Ort erworbene Dengue-Infektion in der italienischen Region Lombardei in der Nähe des Gardasees bestätigt, zudem gibt es dort weitere Verdachtsfälle. Das ist der Grund, dass seit dem 24. August dieses Jahres das Auswärtige Amt in Berlin in seinen Reisehinweisen zu Italien auf die Ansteckungsmöglichkeit mit dem Dengue-Fieber hinweist.
Dies sind die ersten in Italien erworbenen Infektionen seit 2020, als in der Region Venetien fünf Übertragungen registriert wurden, die von einer aus Asien eingeschleppten Infektion ausgingen. »Seit 2010 werden in südeuropäischen Ländern regelmäßig einzelne Übertragungen des Dengue-Virus registriert«, sagt Professor Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. Die übertragenden Mückenarten kämen mittlerweile zwar auch weiter nördlich vor – etwa in Deutschland und den Niederlanden –, eine Übertragung von Dengue-Viren sei aus diesen Ländern bislang jedoch nicht bekannt. Die überwiegende Mehrzahl der mehreren Hundert bis über 1000 (das bisherige Maximum von 1176 liegt im vor-pandemischen Jahr 2019) jährlich nach Deutschland eingeschleppten Dengue-Infektionen kommt nach wie vor aus Südostasien, knapp jede dritte hierzulande registrierte Erkrankung wurde allein in Thailand erworben, heißt es in der Pressemitteilung.
Infektiologen und Reisemediziner gehen von einer großen Dunkelziffer bei den Erkrankungsfällen aus. Nur rund jede vierte Infektion macht sich überhaupt durch Krankheitssymptome bemerkbar. Das Spektrum an klinischen Beschwerden reicht von einem unspezifischen fieberhaften Infekt bis hin zu einem schweren Verlauf mit Schleimhautblutungen, Schock und dem Versagen lebenswichtiger Organe. Für Reisende, Reiserückkehrer und die behandelnden Ärzte sei es daher wichtig, einen typischen Dengue-Verlauf bereits frühzeitig zu erkennen.
Nach einer kurzen Inkubationszeit von nur 4 bis 7 Tagen beginnt die Erkrankung meist plötzlich mit hohem Fieber, starken Gliederschmerzen und Kopfschmerzen, die hinter den Augen lokalisiert sind. Oft entwickeln die Betroffenen auch einen flächigen Hautausschlag, der leicht mit einem Sonnenbrand verwechselt werden kann. »Meist hört das Fieber nach vier bis fünf Tagen von selbst wieder auf und verläuft keinesfalls chronisch«, sagt Jelinek. Anhaltendes oder in Schüben verlaufendes Fieber spreche gegen eine Dengue-Diagnose, ebenso wie Krankheitssymptome, die erst mehr als zwei Wochen nach dem Urlaub auftreten. In rund einem Prozent der Fälle entwickelt sich ein schweres Dengue-Fieber mit Schock, Gerinnungsstörungen, Blutungen und Multiorganversagen – allerdings meist erst bei der zweiten Dengue-Infektion.