Über Nebenwirkungen achtsam aufklären |
Nebenwirkungen treten oft dosisabhängig auf. Sie resultieren dann aus den übermäßigen pharmakologischen Wirkungen eines Arzneistoffs bei Überdosierung. So verursachen zu hohe Dosierungen von Antihypertonika Schwindel und Hypotonie. Überdosierungen von Beruhigungsmitteln wirken stark sedierend bis toxisch. Die dosisabhängigen Nebenwirkungen gelten als vorhersehbar und sind leicht zu erkennen. Im Falle einer erkannten dosisabhängigen Nebenwirkung wird der Arzneistoff in der Dosis reduziert oder abgesetzt. Hierbei gilt es, auch andere Medikamente und mögliche Wechselwirkungen zu beachten, die die Plasmaspiegel verändern.
Immunologische Reaktionen wie ein anaphylaktischer Schock oder eine Blutbildveränderung treten dosisunabhängig auf, sehr selten, unvorhersehbar und bedrohen das Leben. In solch einem Fall muss das betroffene Medikament sofort abgesetzt werden. Der Patient darf es nie wieder anwenden, da eine solche Reaktion immer wieder auftreten kann.
Sensibel sollten PTA und Apotheker auf Nebenwirkungen von Arzneistoffen mit enger therapeutischer Breite achten. Dazu gehören zum Beispiel Methotrexat, Lithium oder Herzglykoside. So kann unter MTX ein akutes Nierenversagen oder eine plötzliche Einschränkung der Nierenfunktion auftreten. Digitalsglykoside können Kammerflimmern oder Torsade de pointes hervorrufen. Ob Nebenwirkungen relevant sind, hängt sehr oft von patientenindividuellen Risikofaktoren ab. Eine alte Dame mit einer Herzinsuffizienz, die Diuretika einnimmt, zusätzlich noch unter Elektrolytmangel leidet und die QT-Zeit verlängernde Pharmaka einnimmt, trägt ein höheres Risiko für Torsade de pointes als der junge Mann ohne genetische Disposition oder problematische Medikamente.
Menschen in höherem Lebensalter, multimorbide und solche mit Polymedikation tragen ein erhöhtes Risiko für relevante Nebenwirkungen. Gastrointestinale Beschwerden, erhöhtes Sturzrisiko, Nierenfunktions-, Herzrhythmusstörungen und anticholinerge Nebenwirkungen zählen zu den wichtigsten unerwünschten Wirkungen im Alter. So rufen zum Beispiel Metformin, Eisen, Levodopa, Antibiotika und Acetylcholinesterasehemmer sehr oft gastrointestinale Beschwerden hervor. Patienten klagen über Übelkeit, Obstipation oder Durchfälle. Auch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind häufig für gastrointestinale Beschwerden verantwortlich. Allerdings stehen hier die erhöhte Blutungsneigung und die Gefahr für Ulcera im Focus.
Den Beipackzettel als Laie richtig interpretieren können, verringert Ängste und hilft, Risiken zu erkennen / Foto: Your_Photo_Today
Besonders bei gleichzeitiger Anwendung mit SSRI und Antikoagulantien kann sich dieses Risiko verstärken. Hier sind besonders Hinweise zur richtigen Einnahme wichtig, zum Beispiel NSAR und SSRI nach der Mahlzeit einzunehmen, auf einen Magenschutz durch einen Protonenpumpenhemmer hinzuweisen oder Metformin langsam einzuschleichen und mit dem Essen zu schlucken.
Stürze führen alte Menschen sehr rasch in die Immobilität und Pflege. Eine gute Sturzprophylaxe ist deshalb das A&O. In Altenheimen werden oftmals Sturzprotokolle geführt. Ursache für vermehrte Stürze können Medikamente sein. So erhöhen Antihypertonika, Neuroleptika, Schlafmittel, Opioide, Antihistaminika und Anticholinergika das Sturzrisiko. Eine Polymedikation kann das Risiko erhöhen. Falls möglich, sollten PTA oder Apotheker zum Beispiel unter Zuhilfenahme der PRISCUS-Liste (www.priscus.net) nach risikoärmeren Alternativen schauen und auch die Dosierungen überprüfen, weil der Organismus alter Menschen anders verstoffwechselt und sie deshalb oft deutlich niedrigere Dosierungen als junge Erwachsene brauchen. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt zudem die Nierenfunktion ab.
Fünf Häufigkeiten | Angabe als Verhältnis | Angabe in Prozent |
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Sehr häufig | ≥ 1/10 | ≥ 10 % |
Häufig | ≥ 1/100 und < 1/10 | ≥ 1 % und < 10 % |
Gelegentlich | ≥ 1/1.000 und < 1/100 | ≥ 0,1 % und < 1 % |
Selten | ≥ 1/10.000 und < 1/1.000 | ≥ 0,01 % und < 0,1 % |
Sehr selten | < 1/10.000 | < 0,01 % |