Über Nebenwirkungen achtsam aufklären |
Renale Risikoarzneimittel sind dann besonders kritisch, wenn auch mitunter unumgänglich. Sehr häufig kommen im Alter NSAR, Diuretika und ACE-Hemmer oder Sartane zum Einsatz. Die Dreierkombination erhöht signifikant das Risiko für akutes Nierenversagen. In der Fachsprache wird der Dreifachangriff auf die Nieren als »Triple Whammy« bezeichnet. NSAR hemmen die Prostaglandinsynthese, ACE-Hemmer oder Sartane blockieren die Wirkung des Angiotensin II, und ein Diuretikum reduziert das Volumen in den Gefäßen. Alle drei Effekte zusammen senken den Filtrationsdruck in den Nierenglomeruli so stark, dass ein akutes Nierenversagen drohen könnte.
Beginnende Nierenschäden bemerkt der Patient nicht. Die durch Arzneistoffe verursachten Nierenprobleme werden deshalb häufig erst diagnostiziert, wenn bereits ein akutes Nierenversagen droht. Nephrotoxisch sind beispielsweise Zytostatika, Aminoglykoside, Amphotericin und Virustatika. Ärzte müssen die Nierenfunktion bei Patienten, die bekanntermaßen nierenschädigende Arzneimittel einnehmen, engmaschig überwachen.
Elektrolytverschiebungen, höheres Lebensalter, bekannte Herzerkrankung, genetische Disposition und Medikamente stellen Risikofaktoren für Arrhythmien dar. Zu den Arzneistoffen mit einem bekannten Risiko für Torsade de pointes bei bestimmungsgemäßer Einnahme zählen auch Amiodaron, Dronedaron, Azithromycin, Levofloxacin und Citalopram. Der Patient spürt eine QT-Zeit-Verlängerung nicht, sie lässt sich nur im EKG diagnostizieren. Erst einsetzende Arrhythmien bereiten Symptome wie Ohnmacht, Schwindel oder Übelkeit. Herzrhythmusstörungen können in schweren Fällen ein Kammerflimmern bis zum plötzlichen Herztod hervorrufen. Um das Risikopotenzial eines Arzneistoffs abzufragen, eignet sich die nonprofit-Seite www.crediblemeds.org. Sie gibt detailliert Auskunft und wird ständig aktualisiert.
Problematisch sind bei alten Menschen die additiven Wirkungen mehrerer Anticholinergika. So zählen Antiemetika, Antiparkinsonmittel, Arzneimittel bei Inkontinenz, trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika und Antihistaminika zu den Arzneimitteln mit anticholinergen Wirkungen. Die Patienten klagen über Mundtrockenheit, Harnverhalt, Tachykardie und kognitive Einschränkungen. Vor allem die Mundtrockenheit lässt sich leicht während der Beratung in der Apotheke erkennen. Sie ist der häufigste Grund dafür, dass Patienten Anticholinergika absetzen. Um die anticholinerge Last zu bestimmen, können Kalkulatoren zu Rate gezogen werden, zum Beispiel www.anticholinergicscales.es/calculate oder www.acbcalc.com. Generell gilt bei Patienten über 65 Jahre »start low, go slow« bei der Dosisfindung.
In § 4 Abs. 13 AMG steht: »Nebenwirkungen sind bei Arzneimitteln, die zur Anwendung beim Menschen bestimmt sind, schädliche und unbeabsichtigte Reaktionen auf das Arzneimittel.« Die Koordinierungsgruppe Arzneimitteltherapiesicherheit differenziert noch weiter in Nebenwirkungen.