Verletzte Muskeln nicht zu lang kühlen |
PTA können verschiedene Mittel anbieten, um die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu unterstützen. Oral eingenommene nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac lindern muskuloskelettale Schmerzen zuverlässig. Mit der systemischen Aufnahme der Wirkstoffe sind jedoch Nebenwirkungen etwa des Gastrointestinaltraktes verbunden. Bei ambitionierten Sportlern kann das Apothekenteam hinterfragen, ob sie die Analgetika einnehmen wollen, um trotz Verletzung weiter zu trainieren. Schmerzen sind Warnsignale des Körpers und sollen dazu anleiten, die Verletzung nicht weiter zu verschlimmern. Die Kombination aus oralen NSAR und hohen körperlichen Belastungen erhöht zudem das Risiko für Nierenschädigungen und Magendarmblutungen.
Wenn bei Patienten NSAR kontraindiziert sind, sie aber dennoch eine orale Schmerztherapie wünschen, ist Paracetamol eine Alternative. Es wirkt allerdings nicht entzündungshemmend und schädigt bei übermäßigem Gebrauch die Leber. Eher abraten kann das Apothekenteam bei Sportverletzungen von Acetylsalicylsäure (ASS). Der Wirkstoff fördert die Blutungsneigung und kann sich möglicherweise negativ auf den Heilungsprozess auswirken.
Bei vielen Muskelverletzungen muss das Schmerzmittel gar nicht oral eingenommen werden, es wird auch durch eine lokale Therapie mitunter sogar ein besserer Effekt erzielt. Salben und Gele mit Diclofenac oder Ibuprofen sind in der Regel gut verträglich. Als lokale Nebenwirkung können allerdings Hautirritationen wie Trockenheit, Kontaktdermatitis und Juckreiz auftreten. Viele Patienten empfinden bereits das Einmassieren als wohltuend und entspannend. Gele punkten noch zusätzlich durch einen kühlenden Soforteffekt.
Bei den topischen Schmerztherapeutika sind drei Faktoren entscheidend für die pharmakologische Wirksamkeit: der eingesetzte Arzneistoff, seine Konzentration und die Galenik. Die richtige Formulierung des Arzneimittels stellt sicher, dass der Arzneistoff tatsächlich bis zu den verletzten Strukturen vordringt und dort wirken kann. Hier gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Präparaten. Untersuchungen zur Permeationsfähigkeit von Ibuprofen zeigten beispielsweise, dass eine fünfprozentige Mikrogel-Formulierung (wie doc® Ibuprofen Schmerzgel, dolgit® Mikrogel) einer O/W-Creme wie ibutop® Creme gleicher Konzentration überlegen ist. Das liegt nicht nur daran, dass der Arzneistoff im Mikrogel bereits in gelöster Form vorliegt, sondern auch an den verwendeten Hilfsstoffen, die die Barriereeigenschaft der Hornhaut verringern. Vergleichende klinische Studien zur Wirksamkeit gibt es allerdings nicht.
Diclofenac-Gele unterscheiden sich ebenfalls in ihrer Formulierung und Permeationsfähigkeit. Emulsionsgele bestehen aus einem Öl, das in einem Hydrogel verteilt ist. Der Wirkstoff befindet sich in einem lipophilen Depot innerhalb des Gels und diffundiert durch die hydrophilen Bereiche in die Haut. Hydrogele hingegen enthalten hydrophile Polymere wie Carbomer oder Celluloseether, die ein hochdisperses Gerüst aufbauen, in das sich Wasser einlagert. In einem Versuch fanden Wissenschaftler heraus, dass bei einer liposomalen Gelformulierung (wie Diclo-ratiopharm® Schmerzgel) der Wirkstoff besser durch die Haut aufgenommen wird als bei Emulsionen (wie Voltaren® Schmerzgel). Die bessere Permeation aus dem Liposomengel wird darauf zurückgeführt, dass die Hülle der Liposome ähnlich wie eine Zellmembran aus einer Phospholipid-Doppelschicht aufgebaut ist. Das ermöglicht es ihnen, mit der Haut zu fusionieren und den Wirkstoff einzuschleusen.
Eine Alternative zu Gelen und Cremes sind wirkstoffhaltige Pflaster mit Diclofenac oder Ibuprofen. Sie punkten damit, dass sich Patienten zum Auftragen nicht die Hände schmutzig machen müssen.