Vier Neue am Start |
Sven Siebenand |
18.09.2020 08:30 Uhr |
Ibalizumab (Trogarzo® 200 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Theratechnologies Europe) ist der erste Antikörper für die HIV-Behandlung. In Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln soll er bei Erwachsenen mit multiresistenter HIV-1-Infektion angewendet werden, wenn kein anderes supprimierendes, antivirales Regime zusammengestellt werden kann.
Ibalizumab bindet an eine bestimmte Domäne des CD4-Rezeptors auf der Oberfläche von T-Zellen. Dadurch verhindert der Antikörper, dass HI-Viren in die T-Zellen eindringen und sich dort reproduzieren, was die Ausbreitung der Infektion verlangsamt. Der Antikörper heilt weder die HIV-Infektion noch Aids.
Der Antikörper wird intravenös infundiert, beginnend mit einer Infusion von 2000 mg, gefolgt von 800 mg alle zwei Wochen. Patienten sollten mindestens eine Stunde nach der ersten Infusion in Bezug auf jegliche Reaktionen überwacht werden. Wenn eine Infusionsreaktion auftritt, ist die Therapie abzubrechen, und die Patienten sind angemessen zu behandeln.
Häufigste Nebenwirkungen von Ibalizumab sind Ausschlag, Durchfall, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten eine wirksame Verhütungsmethode anwenden, wenn sie mit Ibalizumab behandelt werden. Schwangere sollten den Antikörper nicht bekommen. Um eine Übertragung von HIV auf Säuglinge zu vermeiden, wird grundsätzlich HIV-infizierten Frauen empfohlen, ihre Kinder nicht zu stillen.
Trogarzo ist bei 2 bis 8 Grad Celsius zu lagern. Die verdünnte Ibalizumab-Lösung kann vier Stunden bei maximal 25 Grad Celsius gelagert werden, bei Aufbewahrung im Kühlschrank bis zu 24 Stunden.
Mit Alpelisib (Piqray® 50, 150 und 200 mg Filmtabletten, Novartis) gibt es ein neues Mittel zur Behandlung von postmenopausalen Frauen und Männern mit Brustkrebs, der lokal fortgeschritten oder metastasiert ist. Der Krebs muss die Merkmale Hormonrezeptor-positiv und humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor-2 (HER-2)-negativ aufweisen. Zudem muss nachgewiesen sein, dass die Krebszellen eine Mutation im Gen PIK3CA aufweisen. Alpelisib wird immer zusammen mit dem Wirkstoff Fulvestrant angewendet, wenn es trotz alleiniger endokriner Therapie zum Fortschreiten der Erkrankung gekommen ist.
Alpelisib ist das erste Medikament, das gezielt an der genannten Mutation ansetzt. Bei Patienten, deren Krebszellen die PIK3CA-Mutation aufweisen, wird eine abnorme Form des Enzyms Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) gebildet. Das führt dazu, dass das Tumorwachstum beschleunigt wird. Alpelisib hemmt die Aktivität der anomalen PI3K und vermindert so Wachstum und Ausbreitung des Krebses.
Der Kinasehemmer wird oral eingenommen. Die empfohlene Dosis beträgt 300 mg Alpelisib einmal täglich (zwei 150-mg-Tabletten). Die Tabletten sollten jeden Tag zur gleichen Uhrzeit unmittelbar nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Beim Auftreten von Nebenwirkungen kann es nötig sein, dass der Arzt die Dosis reduzieren muss. Hinweise dazu finden sich in der Fachinformation von Piqray.
Die Liste der Nebenwirkungen ist leider sehr lang. In der Fachinformation findet sich beispielsweise ein besonderer Warnhinweis zu schweren Hautreaktionen. Eine prophylaktische Gabe von oralen Antihistaminika kann in Erwägung gezogen werden, bei ersten Hautsymptomen sollte eine lokale Corticoid-Therapie eingeleitet werden. Explizit gewarnt wird auch vor dem Anstieg der Blutzuckerwerte. Der Blutzucker sollte vor allem zu Therapiebeginn engmaschig kontrolliert werden, Patienten sind über die Anzeichen einer Hyperglykämie aufzuklären und grundsätzlich ist zu bedenken, dass bei Diabetikern eine intensivierte Diabetestherapie notwendig sein kann. Weitere Warnhinweise in der Fachinformation beziehen sich auf die Themen Durchfall und Pneumonitis.
Sehr häufig kommt es unter anderem auch zu erhöhten Kreatininspiegeln, Entzündungen der Mundschleimhaut, Übelkeit, Erbrechen, Appetit- und Gewichtsverlust, anormalen Leberfunktionswerten, erhöhten Lipase-Blutwerten, verminderten Lymphozytenwerten, Anämie, Müdigkeit, Hypocalzämie, verlangsamter Blutgerinnung und Haarausfall.
Hinsichtlich Wechselwirkungen ist vor allem zu bedenken, dass BCRP-Hemmer wie Pantoprazol die Alpelisib-Konzentration im Blut erhöhen können. Bei gleichzeitiger Gabe ist Vorsicht geboten und eine Überwachung auf Toxizitäten wird empfohlen.