Vitamin D supplementieren oder nicht? |
Laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind 30,2 Prozent der Erwachsenen (29,7 Prozent der Frauen und 30,8 Prozent der Männer) basierend auf ihren Serumblutwerten unzureichend mit Vitamin D versorgt. Eine ausreichende Versorgung erreichen 38,4 Prozent der Erwachsenen (38,6 Prozent der Frauen und 38,3 Prozent der Männer). Bei Männern zeigen sich kaum Unterschiede im Altersverlauf, während bei Frauen der Anteil der unzureichend versorgten Personen mit steigendem Alter zunimmt und der Anteil der ausreichend Versorgten abnimmt.
Ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel haben ältere Menschen sowie jene, die sich selten oder nur mit bedeckter Haut im Freien aufhalten (zum Beispiel aufgrund von Pflegebedürftigkeit oder aus religiösen beziehungsweise kulturellen Gründen) oder eine dunkle Hautfarbe haben. Gestillte Säuglinge, Menschen mit Fettaufnahmeproblemen, Fettleibige und solche, die sich einer Magenbypass-Operation unterzogen haben, können ebenfalls unterversorgt sein, ebenso Personen mit chronischen Magen-Darm-, Leber- oder Nierenerkrankungen. Auch jenen, die Medikamente einnehmen, die den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinträchtigen, wie Antiepileptika, Glucocorticoide oder Zytostatika, kann es an dem Vitamin mangeln.
Ein solcher Mangel wirkt sich in erster Linie auf die Knochengesundheit aus. Ohne ausreichend Vitamin D können die Knochen brüchig werden. Vitamin D fördert die Calciumaufnahme im Darm und ist wichtig für das Knochenwachstum und den Knochenumbau durch Osteoblasten und Osteoklasten. Ein schwerer und anhaltender Vitamin-D-Mangel kann die Knochen demineralisieren und erweichen. Bei Säuglingen und Kindern entsteht eine Rachitis und bei Erwachsenen die Osteomalazie. Im höheren Alter kann ein Vitamin D-Mangel Osteoporose fördern. Bei postmenopausalen Frauen und älteren Männern kann eine Ergänzung mit Vitamin D und Calcium die Knochenmineraldichte geringfügig erhöhen.
Epidemiologische Studien zeigen Zusammenhänge zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Status und einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen, einschließlich Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Depressionen, Autoimmunerkrankungen und Infektionskrankheiten. Beobachtungsstudien sind jedoch anfällig für Verzerrungen, und ein kausaler Zusammenhang zwischen niedrigem Vitamin-D-Status und diesen Erkrankungen ist nicht eindeutig belegt.
Dennoch ist der Gedanke verbreitet, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten vor verschiedenen Erkrankungen schützen oder deren Verlauf positiv beeinflussen könnte. Wenn Effekte als bewiesen gelten, dann sind diese jedoch oft eher marginal und gelten nur für bestimmte Personengruppen. So kann zum Beispiel die tägliche, niedrig dosierte Gabe von Vitamin D (400 bis 1000 I.E./Tag) bei Kleinkindern und Jugendlichen einen leichten Schutzeffekt vor akuten Atemwegsinfektionen bieten. Höhere Dosierungen zeigten keinen zusätzlichen Nutzen, und andere Altersgruppen profitieren nicht davon.