Vitamin D supplementieren oder nicht? |
Auch für Vitamin D gilt: mehr hilft nicht automatisch mehr. Sehr hohe Konzentrationen sind für den Körper sogar giftig. Eine übermäßig hohe Einnahme von Vitamin D über einen längeren Zeitraum führt zu einer übermäßigen Calciumaufnahme im Darm und Calciumfreisetzung aus den Knochen, was in einer Hypercalcämie und Hypercalciurie münden kann. Die Nieren werden durch Calciumablagerungen geschädigt, Dehydrierung, Polyurie, übermäßiger Durst und Nierensteine können die Folge sein. Langfristig kann sich Calcium in Weichgeweben wie Blutgefäßen, Herz, Lunge, Muskeln und Sehnen einlagern. Die Knochen wiederum werden brüchig. Weitere mögliche Symptome einer chronischen Überdosierung sind Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Erbrechen, Verstopfung, Bauchkrämpfe, Bluthochdruck, Psychosen, Muskel-, Sehnen- und Kopfschmerzen. Schwere Überdosierungen können sogar tödlich enden.
Eine Vergiftungsgefahr besteht nicht, wenn Menschen viel Zeit in der Sonne verbringen. Intoxikationen traten hingegen bereits auf, wenn durch Herstellungsfehler zu große Mengen Vitamin D in Nahrungsergänzungsmittel (NEM) gelangten oder Anwender die Supplemente in übermäßigen Mengen konsumieren. Für das Apothekenteam wichtig: Vitamin D-Präparate können mit verschiedenen Medikamenten interagieren. So verringern zum Beispiel Thiaziddiuretika die Calciumausscheidung im Urin. Die Kombination dieser Diuretika mit Vitamin D-Ergänzungsmitteln, die die intestinale Calciumabsorption erhöhen, könnte zu einer Hypercalcämie führen.
In einer aktuellen Guideline der Endocrine Society für die klinische Praxis empfiehlt das Gremium eine allgemeine Vitamin-D-Ergänzung nur für Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 18 Jahren und für Erwachsene über 75 Jahre, Schwangere und Menschen mit hohem Prädiabetesrisiko. Zur Prävention eines manifesten Diabetes ergänzt die Vitamin-D-Supplementierung eine Änderung des Lebensstils. Die Wirkung gilt als belegt. Erst 2023 zeigte eine Übersicht von drei klinischen Studien, dass bei Erwachsenen mit Prädiabetes Vitamin D das Diabetesrisiko wirksam senken kann.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die Supplementierung nur für Säuglinge ab der ersten Lebenswoche bis zum Ende des ersten Lebensjahres und für Personen, bei denen eine unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde, die mit Ernährung oder Sonnenbestrahlung nicht zu beheben ist. Wer ohne ärztliche Anweisung Vitamin D ergänzen möchte, sollte NEM mit bis zu maximal 800 I.E. pro Tag wählen. Diese Dosis ist auch bei langfristiger Einnahme und unter Berücksichtigung zusätzlicher Vitamin-D-Quellen wie angereicherte Lebensmittel sicher und nicht mit gesundheitlich bedenklichen Effekten verbunden.