Wann Antibiotika und Analgetika helfen |
Ein Zahn kariös oder gerade gezogen? In der Zahnmedizin gibt es einige Gründe für den Einsatz von Schmerzmitteln. / Foto: Shutterstock/absolutimages
Greifen Zahnärzte zum Rezeptblock, verordnen sie häufig ein Antibiotikum, ein Analgetikum oder sogar beides. Grundsätzlich kann der Einsatz von Antibiotika therapeutischer oder prophylaktischer Natur sein. Obwohl meist nur wenige Wirkstoffe infrage kommen, überraschen unterschiedliche Dosierungsschemata durchaus. Denn die Einsatzgebiete reichen von einer Endokarditis-Prophylaxe bis hin zum Abszess oder zur Parodontitis. Um Infektionen vorzubeugen, wägen Zahnärzte eine vorsorgliche Anwendung vor parodontalchirurgischen Eingriffen immer dann ab, wenn die körpereigene Abwehr geschwächt ist. Das ist beispielsweise der Fall bei Immunsuppression, schlecht eingestelltem Diabetes mellitus oder auch Bestrahlung im Kiefer-, Gesichts- oder Halsbereich. Teilweise genügt eine einmalige Applikation vor dem Eingriff (Single-Shot-Prophylaxe), manchmal eine ultrakurze Prophylaxe mit einer zweiten Gabe wenige Stunden nach dem Eingriff. Doch nicht nur bei einem operativen Eingriff im Mund, sondern auch bei der professionellen Zahnreinigung können kurzzeitig Bakterien aus dem Mundraum in die Blutbahn gelangen. Ärzte nennen dies »Bakteriämie«. Für die meisten Patienten stellt das kein Problem dar und das Immunsystem bekämpft die ungebetenen Gäste prompt. Bestimmte Personengruppen haben jedoch ein erhöhtes Risiko, eine infektiöse Endokarditis zu entwickeln, wie etwa Patienten mit bestimmten Herzfehlern oder nach vorangegangener Endokarditis. Auch bei einem Klappenersatz oder vorgeschädigter Herzklappe können sich Keime wie orale Streptokokken besonders gut anheften und eine Entzündung der Herzklappe oder innersten Schicht der Herzwand auslösen. Diese gefährdeten Patienten profitieren von einer Endokarditis-Prophylaxe. Für einen ausreichend hohen Gewebespiegel sollte das Antibiotikum bereits 30 bis 60 Minuten vor dem Eingriff verabreicht werden. Mittel der Wahl sind laut Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2 g Amoxicillin als orale Einzeldosis. Bei einer Penicillin-Allergie wären 600 mg Clindamycin zweite Wahl. Alternativ könne im Einzelfall auch auf Penicillin G oder V, Cefalexin oder Cefazolin oder intravenös auf Ampicillin ausgewichen werden. Üblicherweise genügt eine Einzeldosis.