Wann Lärm den Ohren schadet |
Ähnlich schädlich wie das Einwirken kurzzeitig hoher Pegelspitzen ist chronische Lärmbelastung. Bekannt ist, dass Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz einem dauerhaft hohen Lärmpegel durch Maschinen wie Presslufthämmern und Ähnlichem ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko tragen, eine Schwerhörigkeit zu entwickeln. In Deutschland sind Arbeitgeber deshalb verpflichtet, ab einer Geräuschbelastung von durchschnittlich 80 dB (Spitzenwert 135 dB) während eines Acht-Stunden-Tages in Arbeitsräumen einen Gehörschutz zur Verfügung zu stellen.
Ab 85 dB (Spitzenwert 137 dB) hat der Arbeitgeber dafür Sorge zu tragen, dass Beschäftigte einen persönlichen Gehörschutz bestimmungsgemäß verwenden. Zudem sollte die Lärmbelastung zeitlich begrenzt und ausreichend Ruhepausen ermöglicht werden. Entsteht trotz vorbeugender Schallschutzmaßnahmen eine Lärmschwerhörigkeit, kann diese als Berufskrankheit anerkannt werden.
Wesentlich weniger streng kontrolliert und vielfach unterschätzt ist der im Alltag permanent vorhandene Freizeitlärm. Ein platzender Luftballon, eine Spielzeugtrompete oder eine Trillerpfeife entwickeln extreme Lautstärken, die oft gar nicht so empfunden werden. Musik über Kopfhörer erreicht Schalldruckpegel von bis zu 110 dB, was in etwa der Lärmbelastung durch einen Presslufthammer entspricht.
Stichprobenartige Lärmmessungen in Diskotheken und bei Konzerten ergaben Schalldruckpegel zwischen 90 und 110 dB. Beim Heimwerken kommen mitunter dieselben Maschinen zum Einsatz wie bei beruflicher Tätigkeit; an einen Gehörschutz denken die wenigsten. Bekannt ist auch, dass Dauerschallpegel über 80 bis 85 dB bei längerer Einwirkung bleibende Gehörschäden hervorrufen können. Problematisch hierbei: Viele Stadtautobahnen erzeugen eine Geräuschkulisse, die in diesem Bereich liegt und sowohl tags als auch nachts auf Anwohner einwirkt.
Lärmschwerhörigkeit ist die zweithäufigste Form der Hörminderung nach der Altersschwerhörigkeit. Sie entwickelt sich schleichend und betrifft zu Beginn vor allem die hohen Töne. Betroffene bemerken, dass Sprache und Umgebungsgeräusche dumpfer klingen als gewohnt; sie haben Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen oder einer Kommunikation in Umgebungen mit Hintergrundgeräuschen zu folgen. Hält die Lärmbelastung weiterhin an, nimmt mit der Zeit auch die Hörfähigkeit für tiefe Töne ab.
Wenig bekannt ist darüber, wie lange es dauert, damit aus einer chronischen Lärmbelastung ein bleibender Hörschaden entsteht. Experten gehen derzeit davon aus, dass das Risiko ab Schalldruckpegeln von 80 bis 85 dB erhöht ist. Wird Musik über Kopfhörer gehört, nehmen Wissenschaftler an, dass das Hören von mehr als einer Stunde über 89 dB nach etwa fünf Jahren zu einer Lärmschwerhörigkeit führen kann. Die Verbraucherzentrale warnt, dass ein wöchentlicher Diskobesuch von vier Stunden bei Schalldruckpegeln von 95 dB und mehr das Gehör ebenso schädigt wie eine 40-Stunden-Arbeitswoche bei 85 dB.
Typische Anzeichen einer zu hohen Lärmbelastung sind Hörprobleme, die einige Minuten bis Stunden anhalten, das Gefühl »wie durch Watte zu hören« oder ein Tinnitus. Da ein dauerhafter Hörschaden allerdings auch ohne Warnsignale auftreten kann, empfehlen Experten, das Gehör aktiv zu schützen. Dazu gehört, hohe Lautstärken möglichst zu vermeiden oder Gehörschutz zu verwenden und ausreichende Ruhezeiten mit Schallpegeln unter 70 dB einzuplanen.
Das Hören von lauter Musik über Kopfhörer sollte auf eine Stunde pro Tag beschränkt werden. Bei Veranstaltungen mit lauter Musik wird geraten, Ohrstöpsel zu tragen. Um Einbußen beim Hörerlebnis zu vermeiden, gibt es speziellen Musikerschallschutz. Dieser dämpft im Gegensatz zu normalen Ohrstöpseln die Schallfrequenzen gleich stark und wirkt damit einer Verzerrung der Klänge entgegen.