Wann X- und O-Beine korrigieren? |
Eine unbehandelte Beinachsenfehlstellung macht sich meist im mittleren Lebensalter durch leichte Beschwerden im Knie beim Aufstehen oder Belastungen wie Treppensteigen bemerkbar. Mit der Zeit verstärkt sich die Symptomatik, bis die Schmerzen schließlich zu Einschränkungen im Alltag oder beim Sport führen. Häufig sind zudem die stabilisierenden Bänder des Kniegelenks mit betroffen, sodass es beim Laufen nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu einem Gefühl von Instabilität kommt.
Bei Erwachsenen wird zunächst versucht, die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen zu lindern. Dazu gehört das Tragen von Einlagen sowie Schuhaußen- beziehungsweise -innenranderhöhungen. Diese können die Fehlbelastung auf die Kniegelenke ausgleichen und damit die Überbelastung reduzieren. Eine gezielte Muskelkräftigung durch Physiotherapie kann helfen, die Kniegelenke zu stabilisieren und Schmerzen zu reduzieren. Bei bestehendem Übergewicht wird zudem zu einer Gewichtsreduktion geraten.
Eine operative Begradigung der Beinachse ist bei Erwachsenen wesentlich aufwendiger als bei Kindern. Im Rahmen einer Umstellungsosteotomie wird der Knochen zu 90 Prozent durchtrennt und so weit aufgeklappt, dass die Beinachse in einer geraden Stellung steht. Die Lücke, die dabei im Knochen entsteht, ist in der Regel gering und wächst bei den meisten Patienten von allein zu. Alternativ kann körpereigenes Knochenmaterial aus dem Beckenkamm oder künstliches Knochenmaterial eingesetzt werden. Der Knochen wird anschließend mit einer Platte stabilisiert, die in einer späteren Operation wieder entfernt wird. Im Gegensatz zur Wachstumskorrektur bei Kindern, bei der das Bein im Anschluss voll belastbar ist, ist nach einer Umstellungsosteotomie nur eine Teilbelastung möglich. Patienten wird empfohlen, das Bein für etwa sechs Wochen durch Gehstützen zu entlasten.
Obwohl eine Umstellungsosteotomie aufwendig ist, wird sie jungen, aktiven Erwachsenen mit beginnender Arthrose, aber noch gut erhaltenem Gelenkknorpel, bei denen konservative Maßnahmen versagen, dennoch empfohlen. Derzeit ist sie die beste Methode, um das eigene Kniegelenk zu erhalten. Bei älteren Patienten mit bereits fortgeschrittener Arthrose wird meist direkt ein Gelenkersatz empfohlen.