Bewusste Auszeit: Das Handy einfach mal weglegen und eine analoge Pause genießen – das tut besonders dem Gehirn gut. / © Getty Images/karetoria
Drei von vier Menschen entfernten sich heute niemals weiter von ihrem Handy als 1,5 Meter, berichtet der Wissenschaftler und Autor Professor Dr. Volker Busch. »Wir berühren unser Smartphone mehr als 2600-mal pro Tag; jeder Zehnte sogar über 5400-mal.« Kein Wunder, dass die Deutschen laut der Krankenkasse AOK täglich durchschnittlich 3,7 Stunden allein mit ihren Smartphones beschäftigt sind – zum Chatten, Shoppen, Spielen oder Online-Banking. Dazu kommen Tablet, PC und Co., sodass die Bildschirmzeit seit Jahren steigt – und damit auch Reizüberflutung und Stress.
Das betrifft gar nicht mal vorrangig die Arbeit, sondern besonders häufig die Freizeit. Denn auch wer meint, sich beim Browsen durch witzige Videos oder die neuesten Posts auf Instagram zu entspannen, tut dabei eher das Gegenteil, wie eine Studie der Universität Augsburg zur Nutzung digitaler Medien zeigt. Ihr zufolge lösen ungelesene Nachrichten und entgangene Anrufe ebenso Stress aus wie die gefühlte Verpflichtung, Neuigkeiten in den sozialen Netzwerken zu checken, eigene Erlebnisse online zu teilen oder bei der Lieblingsserie up to date zu sein. »Nicht zu schweigen von dem Stress, der durch technische Störungen, defekte Mediengeräte oder langsames Internet ausgelöst wird«, sagt Busch im Gespräch mit PTA-Forum.
Erste Ergebnisse der noch nicht vollständig ausgewerteten Studie zeigen, dass der Anteil der Medien am eigenen Stresslevel häufig nicht wahrgenommen wird. Das bestätigt auch die Diplom-Psychologin Sandra Jankowski, Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. »Viele meiner Klienten sehen zunächst nur die Vorteile digitaler Medien und realisieren erst im Laufe des Gesprächs, wie sehr die ständige Erreichbarkeit, die Angst etwas zu verpassen, die Flut von Informationen und der immerwährende Vergleich mit anderen in den sozialen Medien ihr Gehirn im Alltag strapaziert.« Und dabei Symptome verursacht, die sie erst nach einigem Nachdenken mit ihrem Medienverhalten zusammenbringen: ein Gefühl von Hektik, Gereiztheit, fehlende Konzentrationsfähigkeit sowie Erschöpfung bei gleichzeitigen (Ein-)Schlafschwierigkeiten.