Wer sich dagegen regelmäßig immer mal wieder von der digitalen Außenwelt entkoppelt, verschafft seinem Gehirn schöpferische Pausen, die der Erholung und der Wiederherstellung der geistigen Leistungsfähigkeit dienen, allen voran der Konzentration. Das erschöpfte Gehirn verhalte sich »wie eine Art Akku«, erläutert Busch, es sei wiederaufladbar: »Während einer geistigen Pause fließt Energie zurück.« Oft reichten schon wenige Minuten, um anschließend wieder ein bis zwei Stunden konzentriert arbeiten zu können. Entscheidend sei aber, dass die Akkus während dieser Pause nicht anderweitig beansprucht würden. »Wenn wir bei einer Zigarettenpause am Vormittag auf dem Handy eine Flugreise buchen oder beim Mittagessen in der Kantine nebenher am Laptop arbeiten, zieht das Energie.« Solche Aktivitäten seien daher auch keine echten Pausen, sondern eine Weiterführung der geistigen Anspannung.
Sein Rat: »Nixen Sie für 10 bis 15 Minuten!« Denn nur beim Nichtstun – also beim Nixen – fließe sämtliche Energie während der Aufladung in unsere Konzentrations-Akkus und stehe anschließend am Schreibtisch oder wo auch immer wieder zur Verfügung. So bekomme das Gehirn eine gute Chance, zuvor aufgenommene Informationen zu sortieren, zu ordnen und zu verknüpfen. »Salopp gesagt, unser Oberstübchen räumt in den Pausen auf.« Wesentlich dabei ist, dass es Bezüge herstellt zwischen den verschiedenen Informationen, es »assoziiert«. Von solch einer Offline-Pause profitiere auch das Gedächtnis enorm. »Wir speichern deutlich besser, was wir an Informationen aufgenommen oder gelernt haben, wenn wir uns für eine kurze Zeit mal von allem zurückziehen und entkoppeln.« Wie wichtig Pausen für den Prozess des Lernens und für das Gedächtnis sind, bestätigen auch Forschungsergebnisse des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie. Ihnen zufolge sind Pausen zwischen einzelnen Lernphasen entscheidend dafür, ob und wie nachhaltig erworbenes Wissen behalten wird.
Busch wiederum berichtet von einer US-amerikanischen Studie, bei der die Probanden lernen sollten, bestimmte Zahlenreihen mit dem Finger auf einer Tastatur zu tippen. Im Laufe der Übungen wurden sie dabei immer schneller. »Interessant war, dass sie sich nicht während der Fingerübung verbesserten, sondern immer, nachdem sie eine kurze Pause gemacht hatten.« Mittels Magnetenzephalografie fanden die Forschenden heraus, dass das Gehirn der Testpersonen die Fingerbewegungen in den anschließenden Pausen deutlich häufiger und schneller durchspielte als beim tatsächlichen Üben. »Pausen ersetzen natürlich nicht das Lernen in der Zeit davor. Aber sie ermöglichen eine anschließende optimale Verarbeitung im Gehirn danach.« Ein Effekt, der verloren geht, wenn das Gehirn infolge digitaler Ablenkung gar keine richtige Pause macht. »Wenn ich über den Wert und die Kraft der Gehirnpause spreche, geht es mir nicht darum, fortan digital enthaltsam zu leben, sondern lediglich darum, in einer immer lauter und voller werdenden Welt Kopffreiräume zu bewahren, in denen Sie sich geistig erholen und wieder Kraft tanken.«