Was die Demenztherapie so schwierig macht |
Zeigen sich die ersten Symptome, ist eine Demenzerkrankung schon mehrere Jahre bis Jahrzehnte im Gehirn aktiv. / Foto: Adobe Stock/Maren Winter
In Deutschland leben nach aktuellen Schätzungen des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Weltweit gehen Experten von etwa 55 Millionen Betroffene aus. Dass es dabei nicht bleiben wird, zeigt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Demnach gilt es als wahrscheinlich, dass bereits 2030 weltweit rund 40 Prozent mehr Menschen betroffen sein werden als heute. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die steigende Lebenserwartung der Menschen in vielen Teilen der Welt. Denn obwohl der Begriff Demenz für eine ganze Gruppe an Erkrankungen steht, gilt sie doch als klassische Alterserkrankung. Die Mehrheit der Betroffenen wird nach dem 65. Lebensjahr diagnostiziert. Ab dem 85. Lebensjahr liegt das Erkrankungsrisiko bei etwa 40 Prozent.
Die meisten Betroffenen leiden an der Alzheimer-Krankheit. Sie ist mit einem Anteil von etwa 60 bis 65 Prozent die häufigste Demenzform. Anschließend folgen gefäßbedingte Demenzen, die etwa 20 bis 30 Prozent ausmachen. Auch eine Kombination der beiden Erkrankungsformen ist möglich und liegt bei etwa 15 Prozent der Betroffenen vor. Darüber hinaus gibt es verschiedene weitere Demenzformen, die jedoch wesentlich seltener sind.
Allen Demenzformen gemeinsam ist das überdurchschnittliche Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit, das sich bis zum Verlust jeglicher Alltagskompetenz steigert und ein selbstständiges Leben unmöglich macht. Stoppen oder gar umkehren lässt sich dieser Prozess mit den heutigen therapeutischen Möglichkeiten nicht. Eine Ausnahme bilden lediglich sekundäre Demenzen. Hier ist die Demenzsymptomatik die Folge einer anderen Grunderkrankung und verbessert sich, wenn diese behandelt wird. Im Vergleich zur irreversiblen primären Demenz sind sekundäre Demenzen mit 10 Prozent jedoch eher selten.
Bei Patienten mit einer primären Demenz besteht das Behandlungsziel derzeit darin, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern. Dafür kommen Kunst- und Musik-, Ergo- und Psychotherapien infrage, die helfen, die verbliebenen Fähigkeiten zu trainieren, das Selbstwertgefühl zu stärken und die Diagnose zu verarbeiten. Auch eine medikamentöse Behandlung ist möglich. Zugelassen sind die Acetylcholinesterase-Hemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin sowie Memantin. Erstere wirken auf die durch Acetylcholin vermittelte Signalübertragung zwischen Nervenzellen ein, Memantin soll die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen, die durch Glutamat erfolgt, verbessern. Bei einem Teil der Betroffenen kann durch die Einnahme eine Verbesserung der kognitiven Funktionen und der Verrichtung von Alltagsaktivitäten erreicht werden, mitunter ist auch eine Verzögerung der Symptomatik möglich, allerdings nur um maximal zwei Jahre.