Was sind eigentlich Ceramide? |
Im menschlichen Stratum corneum tummelt sich eine ganze Reihe an unterschiedlichen Ceramid-Molekülen; mehr als 1500 verschiedene sollen es sein. Weil sich hauteigene Ceramide nur schwer in Kosmetika verarbeiten lassen – sie haben einen hohen Schmelzpunkt und kristallisieren schnell wieder aus –, setzen die Forschungslabore von Kosmetik- und Arzneimittelherstellern auf Ceramid-Derivate, die dem körpereigenen Vorbild möglichst nahekommen. Die Rede ist dann von biomimetischen Ceramiden. Vorreiter ist hier der Kao-Konzern, dessen japanische Hautpflegemarke Curél seit Anfang des Jahres exklusiv in deutschen Apotheken erhältlich ist. Die Serie umfasst verschiedenste Zubereitungen zum Reinigen und Pflegen: Gele, Schäume, Sprays, Fluids und Cremes.
Natürliche oder annähernd hautidentische Ceramide können per Topikum direkt der Haut zugeführt werden. Phytosphingosin und Sphingolipide sind Ceramidvorstufen, die in Kosmetika eingearbeitet werden und der Epidermis helfen, selbst wieder mehr Ceramid zu produzieren. Auch eine intakte Hautflora schafft es, die Ceramidbildung anzuregen und lange auf hohem Level zu halten. So ließ sich in Studien die Hautbarriere durch die Zugabe von Bakterien, etwa von Lactobacillus casein, L. gasseri, Bifidobacterium animalis subsp. lactis oder B. longum (in Omnibiotic® Skin Intensiv Pflegesalbe), wieder regenerieren.
Auf der Inhaltsstoff-Liste (INCI) werden die enthaltenen Ceramide mit verschiedenen Kürzeln versehen. Diese ergeben sich aus der speziellen Struktur des jeweiligen Ceramids. NP steht zum Beispiel für N-Stearoyl-Phytosphingosin, Ceramid BP meint Isostearoyl-Phytosphingosin und Phosphatidylcholin wird mit PC abgekürzt.
Da Ceramide ein natürlicher Bestandteil der Haut sind, profitiert grundsätzlich jede Haut von einer entsprechenden Creme, einem Serum oder Spray. Je gestresster oder pflegebedürftiger sie ist, desto größer ist der Effekt. Vor allem eignen sich Ceramide und ihre Derivate als Anti-Aging-Wirkstoffe, weil sie die Hautbarriere regenerieren und helfen, Feuchtigkeit lang anhaltend einzuschließen. Die Haut fühlt sich weicher und geschmeidiger an, bekommt durch die Feuchtigkeitsunterfütterung einen frischen, gesunden Glow und findet zurück in ihre Balance.
Tipp: Es empfiehlt sich, darauf zu achten, dass die Ceramid-Kosmetik auch Antioxidanzien enthält. Ansonsten sollte man sie mit einem weiteren entsprechenden Präparat kombinieren. Warum? Als Fette sind Ceramide anfällig für Lipidperoxidation, also die Zerstörung durch freie Radikale. Enthält die Formulierung zusätzlich Antioxidanzien wie Vitamin C und E, Coenzym Q10, Resveratrol oder Astaxanthin, werden freie Radikale wieder unschädlich gemacht. Die Membranen der Haut werden geschützt.
Die Wahl der richtigen Grundlage ist auch für Menschen mit trockener Haut sehr wichtig, um den transepidermalen Wasserverlust (TEWL, Trans Epidermal Water Loss) im Rahmen zu halten. Dieser ist bei trockener Haut – und folglich bei vielen Diabetikern – erhöht und setzt der Hautbarriere zu. Bei gesunder Haut liegt der TEWL für gewöhnlich bei einem halben bis dreiviertel Liter Wasser pro Tag bezogen auf die gesamte Körperoberfläche. Ist die epidermale Hautbarriere gestört, etwa infolge von Kälte, trockener Luft oder bei großflächiger Anwendung einer ungeeigneten, stark wasserhaltigen Emulsion, kann der TEWL auf Werte über 2 Liter ansteigen. Das würde die Austrocknung nur verstärken.
Auch bei Hauterkrankungen ist es sinnvoll, Ceramid-haltige Externa ins Pflegeritual aufzunehmen. Studien haben sowohl ein verändertes Ceramidprofil als auch verminderte Ceramid-Konzentrationen in der Epidermis von Neurodermitis- und Schuppenflechte-Patienten nachgewiesen. Insofern ist die Substitution von außen von Vorteil und hilft, die Hautbarriere wieder aufzubauen. Schübe werden verringert.