Was tun, wenn die Fahrsicherheit nachlässt? |
Wenn die Sinne im Alter schlechter werden, wird häufig der Beifahrer als weiteres Auge oder Ohr benutzt. / Foto: Getty Images/Carl Smith
Autofahren – das bedeutet für viele Menschen weit mehr, als nur von A nach B zu gelangen. Es ist die Freiheit, die liebe Freundin in der Nachbarstadt spontan auf einen Kaffee zu besuchen, Besorgungen und Arzttermine ohne Hilfe zu erledigen. Kurz: Unabhängigkeit – vor allem für diejenigen, die nur schwer auf Bus oder Bahn ausweichen können, etwa, weil sie auf dem Land leben.
Kein Wunder, dass es vielen schwerfällt, den Gedanken zuzulassen, dass das Kapitel Autofahren auf ein Ende zusteuern könnte. Auch dann, wenn man spürt: Es fährt sich mit zunehmendem Alter immer schlechter.
Dass der Führerschein – und vor allem der Gedanke an den Abschied von ihm – mit vielen Emotionen behaftet ist, weiß auch Thomas Wagner, Verkehrspsychologe bei der Dekra. Er kennt Untersuchungen, die zeigen konnten: »Die Belastung, die durch den Verlust des Führerscheins ausgelöst wird, ist ähnlich wie die bei dem Verlust eines nahen Angehörigen oder eines Arbeitsplatzes.« Nicht selten verschlechtert sich sogar der Gesundheitszustand, es können sich Symptome einer Depression entwickeln.
Ältere sind nicht per se ein Risiko für den Straßenverkehr – aus verschiedenen Gründen. »Ältere Fahrer haben eine deutlich niedrigere Risikobereitschaft als jüngere Fahrer«, sagt Thomas Wagner. Auch Drogen und Alkohol am Steuer sind bei ihnen seltener ein Problem.
Und: »Ältere haben über die Jahre viel Fahrerfahrung gesammelt«, sagt Theresa Bödefeld. Sie beschäftigt sich als Pharmazeutin am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Essen auch mit dem Autofahren im Alter. Die vielen Stunden am Steuer können die Schwächen zu einem Teil auffangen.
Viele Ältere finden zudem kreative Lösungen, wenn ihre Fahrsicherheit nachlässt. »Das hören wir durchaus öfter, dass zum Beispiel die Ehefrau auf dem Beifahrersitz quasi ein weiteres Auge oder ein weiteres Ohr ist«, sagt Thomas Wagner. Was er ebenfalls beobachtet: Vielen Älteren ist es ein Anliegen, gut auf sich selbst aufzupassen. »Das ist auch am Steuer eine positive Ressource.«